Volltext: Innviertler Kalender 1933 (1933)

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.» ausrat einer vergangenen Zeit umfängt uns hier unb es 
macht uns froh, daß er ben gierigen HänÄerfingern entging, 
die leiber so „erfolgreich," den Heimatgau ausgeplündert haßen. 
Ein langer gotischer Fletzraurn mit edler Architektur nimmt 
uns auf. Er verband einst bas erste Obergeschoß von Pallas 
und Kemenate. Hier haben besonders Erzeugnisse der Metall¬ 
bearbeitung eine würdige Aufstellungsstätte gefunden, so vor 
allem Tür- und Schirankbeschläge, Schlösser, eiserne Truhen. 
" Wir gelangen jin einen großen Raum, den eine mächtige, 
ulte Holzdecke ziert. Die Glasschränke in den Fensternischen 
enthalten viel zierliches Gebrauchsgerät, wie es unsere Groß- 
und Urgroßeltern nicht missen wollten: Uhren, Broschen, Ringe, 
Rosenkränze. In ben großen Schränken finb alte Trachten 
ber Stadtbevölkerung und des umwohnenden Landvolkes aus¬ 
gestellt. 
Auch der nächste Raum ist dem bürgerlichen Handwerk 
gewidmet. Viele Denkmäler einer leider vergangenen Blüte 
gewerblichen Schaffens sind hier untergebracht. Eine Ztnn- 
aießerdrehbank aus' dem 18. Jahrhundert rU|t uns den Namen 
der Zinngießerfamilie Sigrist ins Gedächtnis. Wir sehen wei¬ 
terhin Druckstöcke aus ber Riemerschmib’schen Battunbruder et, 
Papiersiebe ber Marienberger Papierfabrik, Zunftlaben, Zunft- 
fahnen, Lehrbriefe usw. Inmitten einer Anzahl Schützensch,ei¬ 
ben steht bie altehrwürdige Fahne der Burghausener Feuer- 
schützengefellschaft; denn die Bürger der alten Zeit bereinigten 
kunstfrohes Schaffen mit Freude an Waffen und wehrhaftem 
Sinn. ^. ... 
Seitwärts schließen sich- drei schöne Räume am, Wir über¬ 
gehen das Münzkabinett, verweilen um so lieber tn der ge¬ 
wölbten Halle, wo uns Erzeugnisse des einst in Burghausen 
in hoher Blüte stehenden Hafnergewerbes erfreuen. Von der 
Kunst dieser Meister sprechen prachtvolle Ofenkacheln, Modelle, 
Modellabgüsfe, ferner hier und auch, sonst im Museum ver¬ 
streut herrliche Qefen aus der Zeit des Barocks, des Rokokos 
und des Klassizismus. Anschließend kommen wir in die vor- 
und früh geschichtlich e Sammlung. Ist sie auch: nicht reichhaltig, 
so läßt sie uns doch einen Blick tun zurück in die graue Urzeit 
unserer Heimat. Besonders schön ist die jüngere Hallstattzeit 
vertreten in Urnen von zum Teil erstaunlichen Ausmaßen und 
von großer Feinheit der Form und Ornamentik. Hunderte 
von Grabhügeln liegen als- ehrwürdige Bodendenkmäler ver¬ 
streut in den meilenweiten Forsten der Umgebung. Die meisten 
von ihnen sind im Verlauf des letzten Jahrhunderts von un¬ 
berufenen Händen geöffnet worden. Wir wollen heute die Toten 
lieber ungestört sch,lasen lassen und verzichten darauf, Schränke 
mit den oft kümmerlich erhaltenen Schätzen zu füllen, die einst 
vor Jahrtausenden fromme Liebe den Dahingeschiedenen mit 
ins Jenseits gab. Nur wo die Erhaltung solcher Bodendenk¬ 
mäler unabweisbar gefährdet erscheint, sollen die Fu'ttdje im
	        
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