Volltext: Innviertler Kalender 1933 (1933)

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Stuben und Kammern, die heute biie sehr sehenswerte,staatliche 
Fümtgalerie aufgenommen haben; rechts befindet sich eine 
Pyramide wuchtiger Steinkugeln, die einst bestimmt waren, 
stürmende Feinde zu zerschmettern. Ueber dem Eingang ist 
ein von vem verstorbenen Konservator Maximilian Sieben« 
wein gemaltes Schild. Wir befinden uns nun im Unterge¬ 
schoß des Fürstenbaues. Der mächtige Raum, zur Garnisons¬ 
zett Fechtsäle genannt, wird durch, massige Pfeiler und später 
eingezogene Mauern in drei Schiffe geteilt, an die sich im Sü¬ 
den ein schmäler zulaufender, von einem achtseitigen Pfeiler 
gestützter Raum anschließt. Die schweren Gurten der Kreuz- 
rippengewölbe ruhen >auf ungleich hohen Kämpfern mit ver¬ 
schieden geformten Kragsteinen. Der gesamte Bau gehört noch 
in die Uebergangszeit vom romanischen zum gotischen Stil, 
also in das 13. Jahrhundert. 
Was könnte der wundervolle Raum paffendier beherbergen 
als Denkmäler kirchlicher Kunst? Mächtige Marmorepitaphe 
künden uns die Namen vergangener Geschlechter adeliger und 
bürgerlicher Wertest. Man hat diese Steine nicht etwa eigens 
von ihrem ursprünglichen Standplatz entfernt und hieh-er ge¬ 
bracht. Das hieße die Aufgabe eines Heimatmuseums völlig 
mißverstehen und der Heimat wär die dadurch nicht genützt, 
sondern unheilbare Wunden geschlagen. Nur was ber Ver¬ 
nichtung und dem .Verfall ausgesetzt, soll hier ein schützendes 
Asyl finden. Reich vertreten sind auch kirchliche Plastik und 
Malerei, ferner Grabkreuze aus Dorssriedhöfen der Umge¬ 
bung. Letztere zeigen uns. den hohen Stand des dörflichen 
Schmiedehandwerkes in entschwundenen Zeiten. Ein Teil des 
westlichen Schiffes enthält Waffen, darunter zwei von Kaiser 
Napoleon der Stadt zum Geschenk gemachte Geschütze. 
Ein kleiner Durchgangsraum geleitet uns hinüber in die 
Kemenate, wo uns zunächst die obere und untere Bibliothek 
aufnimmt. Beachtenswert sind die Decken und Türstöcke dieser 
schönen Räume. Die .gefüllten Bücherschränke zeigen, daß der 
Museumsverein 'bestrebt ist, nach Möglichkeit alle in feinen 
Arbeitsbereich! einschlägige Literatur nach Maßgabe seiner Mit¬ 
tel zu sammeln. Die alten Bücherbestände, physikalischen Mo¬ 
delle und Instrumente entstammen dem einstigen Jesuitenkolleg 
und wohl auch, der sittlich-ökonomische« Gesellschaft Burghau¬ 
sens und stellen ein Zeugnis aus für die rege geistige Tätig¬ 
keit in unserer Stadt im 18. Jahrhundert. Die Glasschränke 
enthalten Urkunden, Pläne, Siegel, alte Burghauser Drucker¬ 
zeugnisse, Erinnerungen an berühmte Männer, wie den ersten 
bayrischen Geschichtsschreiber Aventin, die Burghauser Maler- 
familie della Eroee u. a. m. Kein Raum könnte besser geeignet 
sein als Ehrensaal zu dienen für bekannte Männer der Stadt, 
deren Bilder uns von den Wänden grüßen. 
An die untere Bibliothek schließt sich eine Anzahl kleinerer 
Räume an, Bürger- und Bauernstuben, eine alte Küche u. a.
	        
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