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Stuben und Kammern, die heute biie sehr sehenswerte,staatliche
Fümtgalerie aufgenommen haben; rechts befindet sich eine
Pyramide wuchtiger Steinkugeln, die einst bestimmt waren,
stürmende Feinde zu zerschmettern. Ueber dem Eingang ist
ein von vem verstorbenen Konservator Maximilian Sieben«
wein gemaltes Schild. Wir befinden uns nun im Unterge¬
schoß des Fürstenbaues. Der mächtige Raum, zur Garnisons¬
zett Fechtsäle genannt, wird durch, massige Pfeiler und später
eingezogene Mauern in drei Schiffe geteilt, an die sich im Sü¬
den ein schmäler zulaufender, von einem achtseitigen Pfeiler
gestützter Raum anschließt. Die schweren Gurten der Kreuz-
rippengewölbe ruhen >auf ungleich hohen Kämpfern mit ver¬
schieden geformten Kragsteinen. Der gesamte Bau gehört noch
in die Uebergangszeit vom romanischen zum gotischen Stil,
also in das 13. Jahrhundert.
Was könnte der wundervolle Raum paffendier beherbergen
als Denkmäler kirchlicher Kunst? Mächtige Marmorepitaphe
künden uns die Namen vergangener Geschlechter adeliger und
bürgerlicher Wertest. Man hat diese Steine nicht etwa eigens
von ihrem ursprünglichen Standplatz entfernt und hieh-er ge¬
bracht. Das hieße die Aufgabe eines Heimatmuseums völlig
mißverstehen und der Heimat wär die dadurch nicht genützt,
sondern unheilbare Wunden geschlagen. Nur was ber Ver¬
nichtung und dem .Verfall ausgesetzt, soll hier ein schützendes
Asyl finden. Reich vertreten sind auch kirchliche Plastik und
Malerei, ferner Grabkreuze aus Dorssriedhöfen der Umge¬
bung. Letztere zeigen uns. den hohen Stand des dörflichen
Schmiedehandwerkes in entschwundenen Zeiten. Ein Teil des
westlichen Schiffes enthält Waffen, darunter zwei von Kaiser
Napoleon der Stadt zum Geschenk gemachte Geschütze.
Ein kleiner Durchgangsraum geleitet uns hinüber in die
Kemenate, wo uns zunächst die obere und untere Bibliothek
aufnimmt. Beachtenswert sind die Decken und Türstöcke dieser
schönen Räume. Die .gefüllten Bücherschränke zeigen, daß der
Museumsverein 'bestrebt ist, nach Möglichkeit alle in feinen
Arbeitsbereich! einschlägige Literatur nach Maßgabe seiner Mit¬
tel zu sammeln. Die alten Bücherbestände, physikalischen Mo¬
delle und Instrumente entstammen dem einstigen Jesuitenkolleg
und wohl auch, der sittlich-ökonomische« Gesellschaft Burghau¬
sens und stellen ein Zeugnis aus für die rege geistige Tätig¬
keit in unserer Stadt im 18. Jahrhundert. Die Glasschränke
enthalten Urkunden, Pläne, Siegel, alte Burghauser Drucker¬
zeugnisse, Erinnerungen an berühmte Männer, wie den ersten
bayrischen Geschichtsschreiber Aventin, die Burghauser Maler-
familie della Eroee u. a. m. Kein Raum könnte besser geeignet
sein als Ehrensaal zu dienen für bekannte Männer der Stadt,
deren Bilder uns von den Wänden grüßen.
An die untere Bibliothek schließt sich eine Anzahl kleinerer
Räume an, Bürger- und Bauernstuben, eine alte Küche u. a.