Volltext: Innviertler Kalender 1932 (1932)

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„'s Maul halfst, i bin der Herr am Hof und i hab g'red." Die 
Stubentür wurde aufgerissen und mit zornroten Gesichtern schoben sich 
Michael Brunner senior und Michael Brunner junior in den Rahmen. 
Dem Alten waren vor Wut die Stirnadern angeschwollen und die 
Augen rollten unter den farblosen Brauen wie ausgebleichte Schnnpft- 
tüchel im Sommerwind. 
Ansonsten war er ein äußerst stabiles, respektables Mannsbild. 
Breitschulterig, groß, Sehnen wie Stricke und einen Schädel, kantig und 
massiv, als hätte ihn die Herrgottsfaust mit einem Schlag ans den 
kurzen Hals genagelt. 
Der Michael junior war das getreue Ebenbild seines Vaters, nur 
alles um einen Schein weicher und runder und mit Augen, groß und 
veigerlblau. 
Erregt ging der Himmelspunder auf und ab, daß die Scheiben 
klirrten und der grüne Kachelofen ein Stück Mörtel aus den Ritzen warf. 
Der Junior stand noch immer an der Tür und nagte an den Lippen. 
Dann gab er sich einen Ruck. 
„Wo willst hi?" 
„Einsahr'n geh' i, b'hüt's." 
„Ja Himmelsakra bin i dei Kasperl? Da bleibst, sag t!" 
Er schlug auf den Tisch, daß sein rotgeblümeltes Kasseehaferl mit 
dein goldenen „Ewig dein" einen Fluchtversuch unternahm und in tausend 
Trümmer ging. 
„Geh' Nannerl, geh' eini und putz die Scherben weg, der Narr- 
Hat scho wieder was z'sammg'schlag'n. Jessas, Jessas, is des a G'frett 
mit so an einschichtigen Mannsbild." 
Die dicke Marei schob dein Nannerl, einem blutjungen, verschüch¬ 
terten Wesen, das Himmelspunder in einer mitleidigen Anwandlung ins 
Haus genommen, als ihm vor Jahresfrist kurz hintereinander Vater und 
Mutter eingescharrt wurde, Schaufel und Besen in die Hand und brnm- 
melte weiter über die Mannsbilder im Allgemeinen und dem Himmel¬ 
spunder im Besonderen. 
„Guten Morgen, Bauer!" 
Ganz leise sprang es dein Nannerl über die Lippen. Dem war 
mit einemmal der ganze Zorn vergangen, als er ans das emsig kehrende 
Dirndl schaute. 
„Ah 's Nannerl! Grüaß di! Woaßt, grad so viel giften mnaß 
\ im allweil," meinte er entschuldigend und schob unternehmend sein 
Hütl auf das rechte Ohrwaschel, das wie anklagend rot und latschig vom 
Kopse abstand. 
„Glanb's eh!" 
Sie hob die haselnußbrauueu Augen und ein kleines Teufelchen 
saß versteckt hinter einem Wimpernbusch und zwinkerte recht schelmisch. 
„Geh, schau mi net gar so liab an, du Trutscherl, du g'schmachigs! 
Er versuchte einen läppischen Kniff in die runden Wangen, doch 
mit einem hellen Auflachen huschte das Nanderl aus der Stubeu, den 
verliebten Bauern sich selbst überlassend. Der starrte ihr sekundenlang 
nach, dann stieß er einen schrillen Psisf durch die rauchbraunen Zähne. 
„FixLandon, i hab's! Jetzt woaß i, was i dem Lackl antu, dem 
nixnntzigen. 's Nannerl heirat i, aber g'fchwind a no, und an dem Tag,
	        
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