Volltext: Innviertler Kalender 1932 (1932)

Juni, Davon sagt doch die Bauernregel: „Auf Märzregen folgt ein 
Sommersegen!" Und für Juni sagt sie: „Wenn kalt und naß der 
Juni war, verdarb er meist das ganze Jahr." Mißmutig giug der 
Schneiderbauer ins Wirtshaus, um seinen Aerger hinunterzuspülen 
Heute sollte' ihm nur keiner quer kommen, Aber justament! Kaum saß 
er im Wirtshaus, so begann auch schon der Schmiedpeter. von dem guten 
Obstjahr Zn sprechen, das bevorstand. Während der ganzen zwölf Nächte 
wäre der Wind gegangen und hätte die Bäume durcheinander geschüttelt, 
als arbeite das ganze wilde Heer daran, daß die Bäume Fruchtansatz 
bekommen. Und er berechnete schon, wieviel Zentner Kirschen sein Garten 
tragen könnte und wieviel er dabei verdienen würde. Diese Sprecherei 
konnte der Schneiderbauer nicht mehr länger anhören. „Rindviech, an 
Schmarrn gibt's, statt a gnt's Jahr. Des Salz in mei' zwölf Eier¬ 
schalen is alles zerweicht. Reg'n gibt's, nix als Reg'n, kan anzig'n Monat 
wo d' Sunn' scheint." „Wos geht mich der Reg'n o. Der schabt’ mein' 
Bäumen nix. Die trag'n, ob's regn't oder sunnascheint, weiss die zwölf 
Rächt' so dnrchanander g'schüttelt wor'n sin'", erwiderte der Schmiedpeter. 
Da haute der Schueiderbauer mit der Hand auf den Tisch, daß die 
Gläser tanzten. „Des könnt dir pass'n, du Lump, wenn nur bei' Bäum' 
trag'n. Wir andern könne dersanf'n! Der Schmiedpeter, sprang ans. 
„Wer is' a Lump? Ich oder du? Des geht dich an Schmarrn o, ob 
ich a Lump bin oder net. Häst nur du au Kerfch'ngart'n, dann wär' 
der Wind die zwölf Rächt' fcho' recht. Wer so neidisch is' wie du, der 
hot allweil fei' Glück, ob's regn't oder sunnascheint. Vergönnest an andern 
Mensch'n n wos, wär vielleicht des Salz die zwölf Rächt trock'n blieb'n 
in die Eierschal'n drinna und wir hättu a gut's Jcchr in Aussicht. So 
aber . . . Rur du bist schuld, daß a naß Jahr kummt. Du und bet' 
Eierschal'n ttitb bei' Reib. 
Von betn Tag stb war bie Feinbfchaft zwischen bent Schnerber- 
bauern mtb bent Schmiebpeter fertig. — Ist, bie zwölf Rächte! 
Denkmal des alten Wegweisers Eid). 
„Ich bin ein alter Greis, 
ilnb hab' gebient mit Fleiß, 
Den Weg gezeigt feit vielen Jahren, 
Gewiß stnch manchen Sturm erfahren, 
Seit 1699, 
Das ist von mir ein' Sach' recht einzig. 
Ich bacht’, ich würb' Pension empfangen, 
Doch biese konnt' ich nicht erlangen. 
So muß ich zeigen immerzu, 
Wer weiß, wann ich komm' zu ber Ruh'?"
	        
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