Volltext: Innviertler Kalender 1932 (1932)

61 
Mit letzter Kraft raffte er sich auf. Nur weg da vom Abgrund! 
Und er versuchte wieder aufwärts zu klettern, höher und höher. Bis 
auf einmal von ferne ganz matt ein Lichtlein durch den schütteren Wald 
schimmert . . . Was war das? Ein Stern? Nein, es war kein Stern 
und doch auch wieder einer, der Ferdls letzte Kraft aufpulverte und ihm 
den Weg zur Rettung wies. Er schleppte sich dorthin, von wo das Licht 
kam. Bei einer Holzknechthütte brach er zusammen ... Am anderen 
Tage brachten sie ihn hinunter ins Tal. Groß war die Freude seines 
Weibes, als sie den schon verloren geglaubten Mann wieder sah. Und 
da tat er in ihre Hand einen heiligen Schwur: „Zum letztenmal hab' 
t dort ob'n am Berg meiu'n Stutz'u abg'feuert; dauu hab' i ihn 'nuutev 
g'worf'u in den Abgrund. Und was i dort oben in meiner Todesangst 
g'lobt hab', dös will i a halsn: A Kirchal will i bau'u mit eig'ner 
Hand ans den Weg, wo man zum Sattel 'naufsteigt; d' Stoan dazua 
trag i mir selber 'nauf. So will i büaß'n und zugleich unserm Herrgott 
dankn, daß er mir no antat rneV liabe Berghoamat hat fchaug'u laffn!" 
Der Ferdl hat fein Wort gehalten. Er trug Steine um Steine 
zusammen und schleppte sie hinaus auf den Bergweg. Dort oben hat er 
dann das kleine Kirchlein erbaut, das unter dem Namen „Steinwand¬ 
kapelle" in Ebensee bestens bekannt ist.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.