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Mit letzter Kraft raffte er sich auf. Nur weg da vom Abgrund!
Und er versuchte wieder aufwärts zu klettern, höher und höher. Bis
auf einmal von ferne ganz matt ein Lichtlein durch den schütteren Wald
schimmert . . . Was war das? Ein Stern? Nein, es war kein Stern
und doch auch wieder einer, der Ferdls letzte Kraft aufpulverte und ihm
den Weg zur Rettung wies. Er schleppte sich dorthin, von wo das Licht
kam. Bei einer Holzknechthütte brach er zusammen ... Am anderen
Tage brachten sie ihn hinunter ins Tal. Groß war die Freude seines
Weibes, als sie den schon verloren geglaubten Mann wieder sah. Und
da tat er in ihre Hand einen heiligen Schwur: „Zum letztenmal hab'
t dort ob'n am Berg meiu'n Stutz'u abg'feuert; dauu hab' i ihn 'nuutev
g'worf'u in den Abgrund. Und was i dort oben in meiner Todesangst
g'lobt hab', dös will i a halsn: A Kirchal will i bau'u mit eig'ner
Hand ans den Weg, wo man zum Sattel 'naufsteigt; d' Stoan dazua
trag i mir selber 'nauf. So will i büaß'n und zugleich unserm Herrgott
dankn, daß er mir no antat rneV liabe Berghoamat hat fchaug'u laffn!"
Der Ferdl hat fein Wort gehalten. Er trug Steine um Steine
zusammen und schleppte sie hinaus auf den Bergweg. Dort oben hat er
dann das kleine Kirchlein erbaut, das unter dem Namen „Steinwand¬
kapelle" in Ebensee bestens bekannt ist.