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î Litanei für die Pilger. Früh morgens dann nach der Früh-
mesſe, die um 1/,5 oder 5 Uhr ſtattfand, verließ man diese Stifts-
kirche laut betend, und mit Musik, begleitet von der ganzen
Kleriſei, die, soweit ſie nicht mitwallte, beim Altöttinger Bild
an der Bergsſtraße, was die Niſche am Bäcker Preisser Haus
gegenüber der Theklakapelle sein könnte, die Wallfahrer ver-
ließ, die nun nach Vermögen zu Fuß oder zu Wagen dem
nächsten Ziele, der erſten Mittagsstation Vilsbiburg zuſtrebten.
Offiziell war immer von der Regierung den Prfleggerichten
Geisenhausen, Vilsbiburg und Neuötting der Befehl zuge-
gangen, für Viktualien bei den Bräuern, Wirten, Köchen und
Bäckern zu sorgen und, wo nötig, die Falltore der Dörfer öffnen,
die sog. Stiegeln an den Weideplätzen abwerfen und <Graben-
brücken legen zu lassen. Letzteres läßt darauf ſchließen, daß
von der Hauptſtraße, wo man den Weg kürzen konnte, abge-
wichen wurde, wobei die damals zahlreichen Einzäunungen und
Gräben an den Grenzen von Wiesen und Feldern ein Hinder-
_ nis gebildet hätten.
HNach dem MWittageſſen wurden zu den bisherigen 20 km bis
zum Abend weitere 17 km bis Neumarkt zurückgelegt. Dort
wurde um A oder 5 Uhr Nachmittag in die Pfarr- oder die
Klosterkirche St. Veit betend der Einzug gehalten und von einem
der bis zum Kloſterberg entgegengekommenen Kloſterpatres nach
gehaltener Litanei der Sakramentssegen erteilt. Wohl ſchon
früh begaben sich die müden Pilger in die Massenquartiere;
einzelne ſcheinen auch den Weg fortgesetzt zu haben. Am nächsten
Morgen fand ſchon vor dem Morgengrauen um 1!/,5 Uhr die
Frühmesse statt, worauf man nach Neuötting zuſtrebte, das
man, nachdem man bei Rohrbach ins Inntal hinabgeſtiegen
war, zur frühen Mittagszeit erreichte. Nachdem man dort Mit-
tag gemacht, stellte man sich, das einemal schon um 12, das
anderemal um 2 Uhr beim Spital zum Einzug in Altötting
auf. Die Landshuter, die wie die Münchener durch ihre groß-
artige Fronleichnamsprozesſsion berühmt waren, wollten als Re-
gierungsſtadt und nicht wie eine arme Bauernpfarrei im Gna-
denort einziehen. Dazu hatten sie gewöhnlich auf drei bis
sechs vierſpännigen Fuhrwerken, die gegen Bezahlung des Hl.
Geisſtſpital, das Blatternhaus, dann vom Hofkaſtner aus der
Zehnter zu Berg, ſpäter auch die reicheren Klöſter Seligenthal und
die Jesuiten, manchmal auch Schwaiger oder Lehenrößler ſtellen
mußten, Kerzen und Windlichter, Chorröcke und Fahnen, die
Stäbe und Kutten der elf Bruderſchaften, eine Muſik mit Trome
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