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ein, die ihresgleichen in der Wallfahrtsgeſchichte ſucht.
Frühere Wallfahrtszüge nach Altötting.
Bon SAtaatsarchivsirektor Dr. A. Mitt erwieſer, München.
Einleitung.
Ganz im Flachlande von Oberbayern, ſchon in der Diözese
Passau, liegt der alte Wallfahrtsort Altötting. Daß der Ort am
Rande dieſes Bistums, wo der Freiſinger und frühere Salzburger
Sprengel nahe heranreichen, gelegen iſt, war der Entwicklung der
Wallfahrt sicher nicht ungünſtig. Günstig war auch der Umſtand,
daß da ein Königshof der Karolingerzeit ſtand, noch günstiger, daß
im Volke das Bewußtsein fortlebte, daß hier ein uraltes Heiligtum
der Muttergottes die Ungarneinfälle überdauert hat. Es herrſcht
heute unter den Kunſthiſtorikern kein Zweifel mehr, daß die
Rotunde der hl. Kapelle noch ein Bau aus der Karolingerzeit iſte..
wie das Heiligtum auf „Unserer Lieben Frauen Berg‘’ ob Würz-
burg als ein Bau aus der Merowingerzeit anzuſehen iſt.
Hievon ist ſcharf die Frage zu trennen, wie alt die hl. Kapelle
als Wallfahrtsort iſt. Als Hofe und Pfalzkapelle ! hat ſie das alte
Benetiltinerkloſter, das in den Ungarnſtürmen zu Grunde ging.
übervauert. Als dann der Wittelsbacher Herzog Ludwig der gel-
heimer 1228 an Stelle des Kloſters ein Kollegiatsſtift gründete,
ging die faſt einſam auf einem großen Platze gelegene Marien-
kapelle an dieses Stiſt über. Von einer Wallfahrt zu einem
Muttergottesbilde iſt in der Zeit der Kreuzzüge, dann der Geißs
lerfahrten in Mitteleuropa auch ſonſt nirgends eine Spur zu fin-
den, da man damals zu Heiltümern d. i. Reliquien der Heiligen
gewallet iſt. Es iſt auch bis jetzt keinem Forſcher gelungen, den
Nachweis zu erbringen, daß in den erſten 250 Jahren des Kol-
legiatstistes von einem auffallenden Wallen der weiteren oder
näheren Umgegend zu dieser alten Muttergotteskapelle die Rede
sein könne. Dagegen setzt, ähnlich wie in Vierzehnheiligen und
in Waldürn im Frankenlande, in den letzten zwanzig Jahren des
15. Jahrhunderts die Wallfahrt nach Altötting mit einer Wucht
1. Vgl. Heuwieſer M., Die Pfalz zu Altötting. Ein Beitrag zur
iiltesten Geschichte Altöttings. (Der Inn-Iſengau 3. Jahrg. S. 17-32,
auch als Sonderdruck erschienen.). ~ Vgl. für das Folgende auch P. R.
Bauerreiß, Sepulchrum Dominiz(München 1936),..S. 44 ff. u. nn.