Volltext: Der Inn-Salzachgau 41/42. Heft 1937 (41/42. Heft / 1937)

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und der steigenden Binnenwanderung einen Überblick über die 
Personenstandsveränderungen innerhalb der Pfarrsprengel zu 
gewinnend Wie damals die Pfarrorganisation und die grund 
herrschaftliche und verwaltungsmäßige Einteilung in enger Be 
ziehung standen, so waren in dieser Frühzeit auch im Matri 
kelwesen grundherrliche und kirchliche Belange merkwürdig 
verflochten. Ein bisher einzig dastehendes Beispiel aus Süd 
bayern zeigt uns dies sehr treffend: Das Heiratsregister des 
Klosters Benediktbeuern für die Zeit von 1492 — 1543 4 
ist gleichzeitig Trauungsbuch und Verzeichnis für Güterver 
leihungen an die jungen Ehepaare durch die Klosterverwaltung. 
Solche Register sind die gemeinsame Wurzel einerseits für die 
rein kirchlichen Aufzeichnungen über Taufen, Trauungen, To 
desfälle usw., anderseits für die sog. Briefsprotokolle (Nieder 
schriften über Geschäfte freiwilliger Gerichtsbarkeit vor den 
Land- und Hofmarksgerichten), welche ja neben den Pfarr- 
matrikeln dem Familienforscher die beste und erfreulichste Aus 
beute darbieten. 
Erst im 16. Jahrhundert beginnt die Einrichtung pfarrlicher 
Ausschreibungen über Personenstandsveränderungen sich allge 
mein durchzusetzen. Teilweise Einführungsversuche durch die 
katholische Kirche vor der Glaubensspaltung waren ohne aus 
greifende Bedeutung geblieben; für das deutsche Sprachgebiet 
sind für lange Zeit hinaus ein Baseler Pfarrbuch von 1490 — 
H97 5 und das ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert stammende 
Trauregister der Parrei Annaberg im Erzgebirge die einzigen 
Belege solcher Bestrebungen. Der große Anstoß für Deutschland 
ging zunäckst vom Protestantismus aus. Verschiedene Gründe 
können für diese Erscheinung angeführt werden. Da das neue 
Bekenntnis in den ersten Jahrzehnten in harter Kampf- und 
Abwehrstellung inmitten der Herrschaftsgebiete der alten Kirche 
stand, war es unbedingt nötig, die Glieder der überall entste 
henden neuen Gemeinden auch registermäßig zu erfassen. Es ist 
ft Hepdenreich S. 3 ff. 
ft Hauptstaatsarchiv München, Kl. Lit. Benediktbeuern Nr. 29. — 
Erstmals hat vor 9 Jahren Pfarrer Demleitner-Eschenlohe auf dieses 
interessante Stück hingewiesen, über das ich z. Z. eine eingehende Abhand 
lung für die Zeitschr. für Bayr. Landesgeschichte vorbereite. 
ft Jetzt im Brit. Museum in London. Mit Franz S. 27 ist es allein 
auf die persönliche Initiative des fortschrittlichen Pfarres I. 11. Eurgant, 
gest. 1503, zurückzuführen.
	        
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