Volltext: Der Inn-Isengau 34. Heft 1933 (34. Heft / 1933)

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die Herzen der Bewohner gewonnen hatten. Den Wasser 
burger Pater Chrysostomus schickten also die Behörden 
zu den Aufrührern, sie anzuhören und ihnen zuzureden. 
Ihre Klagen über die erst seit vier Tagen einquartierten 
Reiter waren sehr berechtigt. Diebstahl und Raub waren 
an der Tagesordnung; Mißhandlung der Bauern, die 
selbst darbten, nicht selten. Zu Pfaffing hatten sie den 
Pfarrer und Gesellpriester aufgehängt, zu Reitmehring 
den Pfarrhof mit Vieh und Getreide niedergebrannt, im 
Gericht Aibling einem Wirt ein Ohr durchstochen lind ihn 
dann an einem Strick daran aufgehängt. 
Kurfürst Maximilian, der bei aller Strenge eine 
milde Gesinnung hatte, wollte am Anfang mit Schonung 
vorgehen, zumal die erste Wasserburger Zusammenrottung 
sich Mitte des Monats verlaufen zu haben scheint. Aber 
ein für diesen Aufstand bezeichnendes Schriftstück, das 
sogenannte „Rosenheimer Famosschreiben", das „die rau 
benden, brennenden, folternden, totschlagenden Bösewich- 
ter von Soldaten" anprangerte und welches dem alten 
Chirurgen vr. Tobias Geiger in die Schuhe geschoben 
wurde, predigte die Notwehr gegen diese Bedränger 
und auch gegen die „Quatvögel" von Befehlshabern, 
die wie der Lindelo (an den das Schreiben gerichtet war) 
als Bettler ins Land gekommen und sich hier bereichert 
hätten. Auch ließ um die Weihnachtszeit die Bedrängung 
durch die Soldateska nicht nach, die gewohnt war, erst 
recht grob aufzutreten, wo sie ungern gesehen war. 
Nach dem Weihnachtsfeste, kurz vor Neujahr, schlugen 
wieder die Sturmglocken an, glühten Feuer von den 
Vorbergen, und die Bauern ergriffen wieder ihre Kolben, 
Spieße und Feuerrohre und eilten zu den verabredeten 
Plätzen. Auch die Bürger von Wasserburg, Traunstein 
und Burghausen sowie von den Märkten Aibling, Ro 
senheim und Trostberg wurden unruhig. Das Lager der 
Bauern bei Wasserburg, im Eselswalde gegen den Chiem 
see zu, schätzte man, wohl übertreibend auf 20000 Mann. 
Gegen Rosenheim und Aibling zu gab es bei Peiß, Bey- 
harting, Hochstädt Widerstand und Ueberfälle auf die 
Cronbergischen und Kolbischen Reiter. Bei Ampsing und 
Ebersberg hatten andere Kompanien Schwierigkeiten und 
Verluste. Zu Kling wurde das Schloßtor erbrochen und
	        
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