Volltext: Der Inn-Isengau 34. Heft 1933 (34. Heft / 1933)

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von 1628/29 die Pest 26 Wochen lang geherrscht. Für 
Wächter, Krankenwärter, Brechenbader, Totengräber usw. 
war eine Rechnung von 1443 Gulden entstanden. Der 
Landesherr übernahm davon für Botenlöhne und Medi 
kamente einen Teil. Fast 860 Gulden aber sollte das 
Gericht, zu den starken Kriegssteuern hinzu, durch eine 
Umlage aufbringen. Die Pfarreien Rott, Attel und 
Edling (im südlichen Teile des Gerichts) verweigerten 
aber ihren Anteil. In Rott und Edling unter der 
Dorflinde, in Bauerngärten zu Meiling und Attel waren 
Zusammenkünfte, um Leute nach München abzuordnen. 
Von den „Rotterischen Rebellen", die auch Attel und 
Edling „aufgewiglt", wird also schon 1629 amtlich 
geschrieben. 
Mit dem Aufhalten von Kurieren und Proviant 
fuhren, der Verweigerung von Scharwerksfuhren zu 
Heereszwecken ging die Sache 1633 von seiten der 
Bauern an. Als dann in den ersten Dezembertagen die 
„Succurs pagagi" Werths und Aldringens sich eigen 
mächtig in den Gerichten Haag und Wasserburg ein 
quartieren wollten, wurden von Dorf zu Dorf in diesen 
Gerichten, dann denen zu Schwaben, Kling, Aibling usw. 
die Sturmglocken gezogen. Am 2. und 3. Dezember sam 
melten sich Tausende von Bauern vor Wasserburg auf 
beiden Innufern mit viel Lärm und primitiver Bewaff 
nung. Der Wegmüller bei Babensham, Kaspar Wein 
buch, meist ein riesiges Schlachtschwert auf der Schulter 
tragend, war ihr Hauptmann. Auf der Ostseite des 
Flusses wurden sie auf 5000 Mann geschätzt. 
Fast genau sieben Wochen dauerte, wie wir sehen 
werden, der Aufstand. Der Oberst Lindelo, von Geburt 
ein Niederländer, dem die Stadt Wasserburg unterstand, 
galt natürlich als die Partei des Landesherrn, gegen den 
recht böse Worte sielen. Weil dieser Offizier die Schloß- 
brücke aufziehen und die Tore sperren ließ, war die ein 
zige Jnnbrücke zwischen Rosenheim und Kraiburg ohnehin 
gesperrt, was ja die Bauern auch wollten. Lindelos 
Vermittlung aber wurde von den Bauern sehr kurz und 
bündig abgelehnt. 
In Rosenheim und Wasserburg gab es seit kaum 
zwanzig Jahren Kapuzinerklöster, deren Insassen schon
	        
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