Full text: Der Inn-Isengau 21. Heft 1927 (21. Heft / 1927)

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Es ist klar, daß auch hier zuerst von der „Geschichte 
Baierns"^ die Rede sein muß, wie denn ja auch fast alle 
kleineren Arbeiten Riezlers mehr oder weniger nur Teil- 
stücke, Vorbereitungen, Ergänzungen, Exkurse zu dieser 
seiner großen Hauptaufgabe darstellen. Wir fragen also: 
Was bedeutet Riezlers Lebenswerk für die neuaufblühende 
bayerische Heimatforschung unserer Tage? Heimatforschung 
ist in der Regel Dienst am kleinen, am einzelnen, am 
lokal begrenzten Objekt. In dieser Eigenschaft steht sie 
vor zwei Gefahren: entweder sich zu sehr mit den Einzel 
heiten, dem Sporadischen zu begnügen, ohne es irgendwie 
in den großen geschichtlichen Zusammenhängen einer Zeit 
festzulegen, oder beim Versuch, diese Verwurzelung in den 
großen Geschichtszusammenhängen zu finden, sich zu sehr 
in die Breite zu verlieren und um einer Kleinigkeit willen 
einen mächtigen Apparat in Bewegung setzen zu müssen. 
Das erstere führt zur Inhaltlosigkeit des Gegenstandes, 
das letztere zur Uferlosigkeit der Darstellung. Ein Werk 
nun wie die Riezlersche Landesgeschichte von Baiern — 
nur ganz wenige Länder Deutschlands können sich eines 
solchen Besitzes rühmen — ist nach diesen Richtungen hin 
von unersetzlichem Wert. Es gibt dem Heimatforscher die 
großen Richtlinien an, in denen sich die Geschicke seiner 
Heimat bewegen; es schafft den staats- und volksgeschichtlichen 
Raum und die geschichtliche Abgrenzung für all das Leben, 
das an den einzelnen Orten emporsproßt; es zieht über 
das Land ein Retz von Fäden, an die sich die lokal- 
historischen Abzweigungen anknüpfen können. Zu Riezlers 
Werk znriick und von ihm her führen lauter kleine, aber 
wasserreiche Kanäle: nun kann nichts mehr von bayerischer 
Ortsgeschichte in der Luft hängen, nun kann alles vom 
Zentrum der bayerischen Landesgeschichte aus Leben und 
Wärme empfangen. Aber noch ein anderes ist in diesem 
Werk für uns von größter Bedeutung. Es liefert durch 
die Fülle der in ihm aufgezeigten Beziehungen ungemein 
reichen Stoff zu Anregungen und zum Nachspüren; immer 
wieder reizt es uns, von Riezler angespornt, nachzuschauen, 
wie dies oder jenes der von ihm entworfenen Ereignisse 
9 Seit 1878 erscheinend, bis jetzt 8 Bände, abschließend mit 
dem Ende der Regierung Max Emanuelö.
	        
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