Volltext: Der Inn-Isengau 17. Heft 1926 (17. Heft / 1926)

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hatte und dieser aufrührerische Predigten hielt, die zu 
weilen von 3000 Personen besucht wurden. Er verbot 
daher allen seinen Untertanen strengstens, die Predigten 
in der Grafschaft zu besuchen und drohte Zuwiderhandeln 
den die Ausweisung aus seinem Lande an.^ 
In einem Schreiben vom 22. Juni 1561 warf der 
Herzog dem Grafen Ladislaus vor, daß seine Prädikanten, 
„deren yeder am besondern Sect eingeführt unnd nach 
seinem aignen schwermerischem Kopf geprediget hat", in 
sein Fürstentum sich begeben, dort „heimliche Winkel 
schulen" errichten, die Sakramente spenden und seine 
Untertanen zum Abfall und Ungehorsam aufreizen. Er 
stellte dann an den Grafen folgende Forderung: 
„Demnach ist an Dich unnser beger, Du wellest bei Deinen 
predicanten ernstlich darob sein, daß Sa unnserö fürstenthumbö 
unnd underthanen gentzlich mlissig steen, unnsern pfarhern jm 
Lannö 2nn Khainerlea Weeg furgreiffen, den unnsern ob Eg schon 
zu jnen in die Graffschafft Kumen die Sacrament nit raichen, 
noch weniger sich solches heraussen Inn unnserm lande zetun an- 
massen, sonnder do Eg deßhalben angesunnen werden, eingden 
Wider haimb zu seinen ordentlichen pfarkirchen weisen."^ 
In den letzten Jahren seines Lebens machte Ladis 
laus den wiederholten Versuch, die Aufhebung der Ex- 
spektanz zu erlangen und reichte zu diesem Zwecke mehrere 
Gesuche beim Kaiser ein, aber jedesmal ohne Erfolg; die 
Exspektanz blieb bestehen und trat nach seinem Tode in 
Kraft. So war sein sehnlichster Wunsch, seinem Ge 
schlechte den Besitz der Grafschaft Haag zu sichern, mißlungen. 
Am 31. August 1566 starb Laßla in einem Alter 
von 61 Jahren, von fast Niemand betrauert, als letzter 
der Reichsgrafen von Haag. Er wurde in der Gruft der 
Pfarrkirche zu Kirchdorf begraben. Sein Vetter Joachim von 
Ortenburgb ließ ihm ein prunkvolles Renaiffance-Hochgrab 
0 a. a. O. Ger. Lit. OXx. 4 f. 94. Vgl. Geger a. a. S. S. 210. 
2 ) H.-St.-A. Haag, Ger. Lit. Nr. 4 f. 109 ff. 
3 ) Graf Joachim von Ortenburg, nicht bloß ein Verwandter, 
sondern auch ein Gesinnungsgenosse des Grafen Ladislaus, ist 
wohl der Urheber des Gedankens gewesen, dem letzten Grafen von 
Haag ein so großes Grabmonument zu errichten, und hat auch 
die geschäftlichen Verhandlungen geführt. Die eigentlichen Auf 
traggeber des Denkmals waren eine Schwester des Grafen Ladislaus, 
nämlich die unvermählt gebliebene Gräfin Margareta, die erst 1569 
starb, und die hinterlassenen Töchter aus der 1538 geschlossenen Ehe des 
Grafen Karl von Ortenburg mit einer anderen Schwester, Maximiliana.
	        
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