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die weltlichen reichsunmittelbaren Enklaven innerhalb
bayerischen Gebietes von jeher ein Dorn im Auge waren,
suchten grundsätzlich diese kleinen Länder dem bayerischen
Herzogtum einzugliedern und bekämpften auch die Reichs-
unmittelbarkeit der Grafschaft Haag bald offen, bald ver
steckt, bis es ihnen nach dem Tode des kinderlosen Grafen
Ladislaus von Fraunberg (1566) gelang, die Grafschaft
an sich zu bringen.
Das einst mächtige und weitläufige Schloß liegt auf
einer Anhöhe, die sich über dem Markte Haag erhebt,
und wurde 1804 zum größten Teil abgerissen. Es zerfiel
in ein oberes und ein unteres Schloß, letzteres eine Er
weiterung der ursprünglich auf die höchste Erhebung be
schränkten Anlage. Von den Resten der Burg bildet der
Haup tturm (Bergfried), der ungefähr in der Mitte des Burg
hofes und an seiner höchsten Stelle sich erhebt, heute noch
das Wahrzeichen Haags. Der Turm, „ein selten gut erhalte
nes Beispiel mittelalterlicher Befestigungskunst"/ ist er
baut aus Gneis-, Granit- und Glimmerschieferblöcken, die
der ehemalige Inngletscher aus der Zentralkette der Alpen
herabgebracht und hier an seiner Endmoräne liegen ge
lassen hat. Die Technik, sowie die wenigen Bauformen
(Rundbogen) weisen den Turm der späteren Zeit des ro
manischen Stiles, dem 12.—13. Jahrhundert zu. Das
oberste Geschoß und das Dach mit den Erkern entstammt
der Spätgotik um 1500. Der Turm hat annähernd qua
dratische Grundform. Die Seitenlänge schwankt zwischen
12,30 und 12,50 m. Die Höhe beträgt bis zum Dach
ansatz 25 m, bis zur Spitze 42 m. Die Turmmauer ist
ca. 4V2 m dick?
Ein anschauliches Bild der Burganlage im 16. und
17. Jahrhundert gibt das Gemälde von Hans Thonauer
im Antiquarium der Residenz in München 1588—1596
hergestellt, (reproduciert nach einer Copie Lebschees im
„Bayerland" 1893 S. 508), der Stich beiMerian, Topo-
graphia Bavariae 1644 und bei Wening, Rentamt
München 1701 Taf. III. Eine wertvolle Erläuterung dieser
Ansichten bietet der Grundriß des Schlosses, der kurz vor
dem Abbruche in den Jahren 1801 und 1802 von dem
9 Kunstdenkmale Bayerns I, 1898.
2 ) Vgl. die ausführliche Baubeschreibung a. a. O. S. i960 ff.