Volltext: Der Inn-Isengau 14. Heft 1926 (14. Heft / 1926)

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des Geschäftes nicht zu säumen. Es waren aber zwei 
wackere Steinmetzen, Hans und Stephan mit Namen, die 
hatten das Werk übernommen, also daß der ältere, Hans, 
den Bau der Kirche, der jüngere, Stephan, den Bau des 
Rathauses zu führen hatte. Beide waren wohlerfahren 
in ihrer Kunst, auch in Welschland und sonst mitsammen 
bei manchem herrlichen Werk tätig gewesen. Nun führte 
sie die Vorsehung abermals zusammen, das erkannten sie 
freudig und reichten sich die Hand zu treuer Freundschaft 
und schwuren einander sonder Haß und Eifersucht, als 
gute Brüder zusammen zu helfen. Weil aber jegliches 
gute Werk seinen Lohn will, wenn es guten Fortgang 
und rechtes Gedeihen haben soll, so wurde demjenigen 
ein Preis zugesprochen, welcher von beiden zuerst sein 
Werk, jedoch untadelig und würdig, vollendet hätte. Wollt 
ihr wissen, was das für ein Preis gewesen ist? Wohl ein 
sonderlicher Preis, nicht von Gold und Silber, noch eine 
Ehrenbezeugung — sondern eine Verle, kostbarer als all 
dies — des Bürgermeisters schönes, holdseliges Töchterchen. 
Es war eine liebreizende Jungfrau, edel von Gemüt, 
reich an väterlichem Gut, jedoch reicher noch an Tugenden. 
Die beiden Steinmetzen hatten zu gleicher Zeit ihre Augen 
auf das Mägdlekn geworfen; dem Vater war's nicht ver 
borgen geblieben. Weil aber beide rechtschaffen und kunst 
fertige Leute waren, wollte der Bürgermeister nichts da 
wider haben, wennj fein Töchterlein den einen oder den 
andern zum Bräutigam bekäme, versprach also demjenigen 
die Braut, der zuerst mit seinem Bau fertig würde. Nun 
war das Bräutlein selbst noch nicht befragt worden, die 
hatte sich in ihrem Herzen für den jüngeren Stephan ent 
schieden. 
Das Glück fügte es auch, daß Stephan zuerst mit 
seinem Bau fertig wurde. Noch fehlte die Spitze des 
Kirchturms, da stand das Rathaus vollendet da. Der 
Wettstreit war entschieden, Stephan sollte die schöne und 
reiche Tochter des Bürgermeisters als Braut heimführen. 
Das war wohl eine harte Freundschaftsprobe. Hans trug 
fein Schicksal ohne Neid und Groll, dem Freunde ergeben 
wie zuvor. Aber das konnte Stephan nicht mit ansehen. 
Es war ihm nicht wohl dabei, im Glück zu sitzen, während 
sein Freund unglücklich war. So ging er traurig und
	        
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