Volltext: Der Inn-Isengau 14. Heft 1926 (14. Heft / 1926)

— 21 
einst in den Räumen des Schlosses lebten, im Garten dem 
Spiele der Fontänen zusahen und in mondhellen Sommer 
nächten mit schaukelnden Gondeln auf dem Kanäle fuhren. 
Jetzt gehen stille Nonnen durch den Garten und den 
Park nach „Maria Linden" und nach „Einsiedeln". Nur 
wenn die Schule aus ist und die Kinder kommen und 
Ringelreihen spielen und frohe Lieder singen und über 
mütigen Unsinn treiben, wird es laut und lebendig im 
Klostergarten. Die bonne mere sieht ihnen lächelnd zu 
und die Präsektin wehrt ihnen freundlich ab, wenn sie gar 
zu lebendig werden; bis dann die Glocke wieder ruft in 
die Schul- und Studiersäle. 
Fast das ganze frühere Schloß ist für das Institut 
verwendet. Nur die Räume zu ebener Erde dienen der 
Hauswirtschaft. Hier arbeiten schweigsame Schwestern mit 
ruhigem Fleiß. Hier hat auch die Schwester Apothekerin 
ihr Labaratorium, wo sie die vom Arzte verordneten Me 
dizinen sachkundig bereitet und ihren exquisiten Klostergeist 
nach geheimen Rezepten braut. 
Abgesehen von: Schloß ist vom älteren Zangberg fast 
nichts mehr erhalten. Wer jetzt die Straße durch das 
Dorf am Kloster vorbei hinaufgeht, findet alles verändert 
und alles neu: unten an der Straßenkreuzung ein vor 
nehmes Gasthaus; dann neue Villen für Schule und Post, 
auch ein neues „Herrenhaus" für den Spiritual des Klosters, 
diesem gegenüber. Die alte Straße, die den Berg hinauf 
führt, ist entlastet durch Anlage einer neuen, die den 
Berg umgeht. So ist es um das Kloster recht still ge 
worden, besonders seitdem auch die Brauerei ihren Betrieb 
eingestellt hat und abgebrochen ist. Der Platz, wo sie 
stand, ist Eigentum des Klosters geworden. 
Wenn Hartprecht der Harskircher aus seinem Grabe 
in Braunau wieder auferstünde und nach Zangberg käme, 
würde er seine trutzige Feste nicht wieder erkennen und 
seine Taferne nicht mehr finden; wundern müßte er sich 
gar sehr, daß die Mühle und die Schmiede ihre 
„Dienste" nicht mehr leisten wie ehedem, und daß 
die Bauern von Palmberg und Atzging, von Emerkam 
und Weilkirchen keine Scharwerk mehr ins Schloß zu leisten 
haben. Wenn Degenhart der Pfeffinger wiederkehrte, 
würde er umsonst Wartturm und Gräben und Zugbrücke
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.