Volltext: Der Inn-Isengau 9. Heft 1925 (9. Heft / 1925)

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die Erde Frucht und Segen spende. Gar mancher 
Brauch, den das Christentum nicht ausrotten konnte, 
wurde in eine christliche Form verwandelt, an Stelle 
der heidnischen Gottheiten traten christliche Kirchen- 
patrone. 
St. Stesanus verdrängt öen fruchtspendenden Flur 
gott und zählt zu den ältesten Viehpatronen. Darum 
galten auch Aderlässe bei Mensch und Tier am Stefans 
tag am wunderkräftigsten. In alten Bauernkalendern 
wird der Stefanstag als großer Pferdetag bezeichnet und 
im Ifental wird die Sitte des Aderlassens an diesem 
Tag auf manchem Hos noch eingehalten. 
Im 7. Jahrhundert treffen wir als zweiten Pferde 
patron den heiligen Georg, der stets auf prächtigem 
Schimmelhengsten abgebildet ist, wie er mit Speer und 
Lanze den giftigen Lindwurm tötet. 
Dem heiligen Georg zur Seite steht St. Martinus 
als Roßpatron und im 10. Jahrhundert wird St. 
Leonhard Beschützer und Segner der Pferde. St. Leon 
hard hatte zu Lebzeiten am liebsten unter Bauers 
leuten gewohnt, war ein guter Helfer und Berater in 
der Viehwirtschaft, weshalb er wohl zum Pferdepatron 
erwählt wurde. 
Außerdem treffen wir als Pferdepatrone in Bayern 
noch! die heilige Mutter Anna, St. Florian, St. Bla 
sius, die aber wenig Verbreitung gefunden. Im Inn- 
und Ifengau sind die Umritte am Stefänstag (26. Dez.) 
und Leonhardifest (6. Nov.) am häufigsten. 
Am 26. Juli reiten die Bauern um das Anna- 
brünnlein bei Schwindegg, waschen an der Quelle den 
Pferden die Augen, um sie vor Krankheit zu schützen. 
Niederbergkirchön hat das Fest des hl. Blasius 
zum Umrittag erwählt. 
In Kirchstetten ist St. Florian Pferdepatron. 
St. Georg wird in Lauterbach (Pfarrei tzelden- 
stein), Sonnheim (Pfarrei Taufkirchen b. Kraiburg), 
Georgenberg, Tüßling und Tittmonning verehrt. In 
Tittmonning war der alte liebe Brauch verschwunden, 
um dessen Wiedereinführung sich Herr Doktor Brixner 
sehr verdient gemacht. Desgleichen wurde auch in Tüß-
	        
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