Volltext: Der Inn-Isengau 9. Heft 1925 (9. Heft / 1925)

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Pferdeumritte im Inn- und Jsengau. 
Von Lehrer Lorenz Strobl, Oberberg-Kirchen. 
Den ganzen Freitag und Samstag fummlt und 
schruppt der Oberknecht an seine Rösser, klopft die 
Kartätsch» auf das Fensterbrett! vom Roßstall, daß 
gleich fuchzehn Staubstrichl nebeneinander. So hat er's 
als Schwalangscher bei der Militari gelernt. 
„Ietzat kunnts aba glanga", meint der Stallbua 
und fahrt sich mit dem blauen Schabn um die Rasn, 
weil er vor lauter Putzn schon ganz schivitzat ist wordn. 
Der Stangenr-eiter wischt nochmal prüfend mit dem 
Handrücken den Rössern ain Kreuz gegen die Haar, 
ob kein Staub net aufsteht. „Für heut laß mas guat 
sei!" Mit Stiefelwichs werden dann noch die Huf ein- 
gschniiert und schön glanzat ginacht, mit Fegsand im 
Hof draußn die Kinnkettn poliert, daß alles recht 
beisamtnen. 
So kommt denn der Martinitag. Ausnahmsweis 
bleibt heut der Knecht von der Kirch daheim und über- 
ninnnt auf den, Hof die sonntägliche Feuernmcht. Nach 
dem ZsainMaleutn zum Hochamt weist er nochmal seine 
Rösser aus dem Stall und bindet sie mit dem Half 
terstrick an die Zaunlattn vom Wurzgartl, denn wenn 
mann die Gäul bei der Morgensunn feucht nachputzt, 
kriegens erst den rechten Glanz. 
Aus der schönen Kammer holt die Bäuerin weiß- 
blaue Band!, die wo den Rössern mit grünen Buchs- 
sträußerl in die Mähn- und Schweifhaare geflochten 
werden. Der zweijährige Hengst muß erst recht staats 
mäßig hergerichtet werden, weil er der Stolz vom 
ganzen Hof ist. Steife Strohwischen schneidet der Bauer 
sauber zu und windet sie mit gebleichtem Flachs in 
Mähn und Woal (Schweif). (Das Einflechten der 
Mähnen soll ein Mittel gegen Druden und Heren sein, 
die zur Nachtzeit Pferde reiten, drücken und ihnen die 
Haare verfilzen.) 
Aus der Kammer neben dem Treidboden wird das 
allerbeste Hochzeitsgeschirr hervorgeräumt, das wo der 
Sattler erst in der vorigen Wach hat frisch auflackieren
	        
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