Volltext: Der Inn-Isengau 8. Heft 1924 (8. Heft / 1924)

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Einige Aufzeichnungen aus Nürnberg rufen Ent 
setzen und tiefes Mitleid hervor. Eine Familienchronik 
des Patrizierhauses der Stromer berichtet aus dem 
Jahre 1407: „Sind in demselben jar gestorben 18 des 
Geschlechts der Stromer, deren Schild in of?t. Se 
baldskirchen, im Spital und im Predigerkloster han 
gen. Unter denen ist gewest Ulrich Stromer, der ist samt 
seinem Weib und ganzen Haußqesind bei 12 Personen 
in 2 Tagen gestorben." 
Ein Grabstein aus dem Jahre 1437 auf dem Sankt 
Iohannisfriedhof in Niirnberg, wo im gleichen Fahre 
10830 Personen an der Pest gestorben sind, berichtet 
in schlichter aber um so ergreifenderer Weise: „War 
das nit eine sehnlich und jämmerlich! Klag — Ich starb 
selb dreizehnd in meinem Haus auf am Tag?" 
Unsere Stadt Mühldorf war von diesem wieder 
holten Elend nicht verschont. Eine Notiz aus dein 
Jahre 1567 besagt, daß das Stadtrichteramt an die 
Bader den Befehl ergehen ließ, sie sollten einen aus 
ihrer Mitte namhaft machen, der bei der drohenden 
„Seuch" den Pestarzt machen solle; sie lehnten das ab, 
erklärten sich aber bereit, jeder für seine Kranken rich- 
tig sorgen zu wollen. 
Fm Jahre 1611 herrschte in unserer Stadt ein 
großes Sterben; das Sterberegister weist 399 Todes 
fälle auf. Die Zahl an und für sich würde nichts 
sagen, wenn ich nicht in der glücklichen Lage wäre, 
über die Bevölkerungszahl und über die Sterblichkeit 
in anderen Jahren aus den Sterberegistern des Pfarr 
amtes genaue Angaben zu machen. Zu Beginn des 
Registers aus dem Fahre 1605 steht ein „Verzeichnus 
der Seelen so der Stattpfarr Mildorff unterworfen 
sind." Ich habe 385 Haushaltungen mit 1656 Per 
sonen gezählt; es ist das im Vergleich von heute eine 
sehr kleine Zahl, doch ist zu bedenken, daß damit nur 
die Anzahl derer gemeint ist, die, innerhalb der Stadt 
mauern wohnend, zur Stadtpfarrei gehörten. Was 
außerhalb des Münchener Tores „gein den perg", wie 
es heißt, wohnte, gehörte zur Pfarrei Altmühldorf,
	        
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