Full text: Der Inn-Isengau 2. Heft 1923 (2. Heft / 1923)

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c uf der Kraiburger Volksbühne verschafft, die eigens 
? u Aufführung des Stückes erbaut worden ist. 1892, 
1894, 1904 und 1909 wurde das umfassende, rollen- 
r siehe Volksdrama dort mit großem Erfolg aufgeführt. 
3 Nachdem die Spiele durch den Krieg unterbrochen wa- 
r n, findi. 1.1922 die Kraiburger trotz harter Zeit aufs 
nme an das schöne Werk gegangen und haben mit 
il reu Aufführungen wieder in weiten Kreisen des Bol- 
k s großen Beifall gefunden. Zahlreicher Besuch — 
di^ Vorstellungen waren meistens ausverkauft — lohnte 
ih:e begeisterte Hingabe an ein vaterländisches Dicht- 
w rk. Eine zutreffende Beurteilung fand das Feft- 
fp el im „Bayerischen Kurier" vom 4. Juli 1922: 
„Bürger und Handwerker sind es, die da in schlichter 
Empfindung ihre Ritter und Fürsten auf die Bühne stellen. 
In den Trägern der Hauptrollen fließt echtes Theaterblut. So 
ist z. B. Andreas Wagners Kaiser Ludwig eine aus Uebung 
uw angeborenem Talent geschaffene Meisterleistung. Die Er 
scheinung überrascht durch scharf profilierten, markanten Gesichts- 
am druck und konsequente Einstellung auf die Charakterzüge 
des geschichtlichen Vorbildes. Die'Figur steht da wie ein 
lebendig gewordenes Bild aus der Vergangenheit und sie be- 
her scht durch ihr geistiges Uebergewicht in Sprache und Geste 
die Szene vom Anfang bis zum Schluß. Sein Widerpart 
Friedrich der Schöne wirkt in der markigen Verkörperung durch 
Herrn Fries kaum weniger eindrucksvoll. Der Darsteller hat 
sich wunderbar hineingelebt in den aus Trotz und Edelsinn 
geformten Fürstencharakter. Dieser Friedrich' bleibt auch in 
der Unterwürfigkeit noch der Herzog 
Von den weiblichen Rollen ill die wichtigste die der 
herzoglichen Dulderin Isabella. Sie hat in Frl. Rabuschin 
eine hervorragende Darstellerin, die besonders durch klangvolle 
Aussprache und warmes Gefühl den Zuschauer zu packen weiß. 
Es verschlägt demgegenüber kaum etwas, daß die landläufige 
Vor, tellung sich die Herzogin etwas jünger denkt. Frl. Z. Fries 
als Ludwigs Gemahlin betont mit Recht das hoheitsvolle im 
Chm akter dieser Frau. Ein Bild rührender Unschuld ist Frl. 
Wardinger in der Burgszene als Pflegerin und Gesellschafterm 
des gefangenen Herzogs. 
Unter den Fürsten und Kriegern der beiden Heerlager 
gibt es eine Reihe hervorragender Gestalten; vornedran steht 
der imposante „Zoller" Hans Nennhuber, der in jedem Zug 
die Bedeutung des Burggrafen von Nürnberg ahnen läßt. 
Ham Gillitzers „Schweppermann" kommt der volkstümlichen 
Auff. lffung von dem biederen, gutmütigen Helden in glücklichster 
Weis^ nahe. Er spricht auch vorzüglich, ein Lob, das noch
	        
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