„Ja", antwortete er demütig. Aus seinem Gesicht wich die Verzerrung
der Angst.
„Der Wolkensteiner ist hier", sagte er dumpf.
„Was tut das?" antwortete Sabina gleichmütig, ließ ihn mit einer
nachlässigen Bewegung der Hände los und schritt, die Hüften wiegend,
durch das Zimmer ans Bett. Sie löste die Verschnürung ihrer Kleider
auf der Brust. Hausmann stand merkwürdig still und verfolgte ihre Be¬
wegungen abwesend und belagernd. Sabina spürte wieder das Schutz¬
lose und Ausgelieferte an ihm, und das trieb ihre Sicherheit zum grau¬
samsten Einsatz. Sie schlüpfte aus den Ärmeln und hob dabei mit einer
wollüstigen Bewegung beide Arme und die fast entblößte Brust. Als
Hausmann auf sie zukam und ihre Hüften umschlang, schloß sie die
Augen und neigte den Kopf zurück in den Nacken.
„Komm, wir wollen schlafen gehen!" sagte sie ruhig.
Hausmann preßte wie von Sinnen seinen Mund auf ihre Brust, sie
fühlte sein Gesicht wie eine Geißel, aber sie wehrte sich nicht.
„Du bist mein Weib!" stöhnte er mit verquollener Stimme.
Sabina bog noch starrer den Kopf zurück, ihre Augen öffneten sich weit vor
Grauen. Sie spürte seine Männlichkeit und zugleich schon das Urteil des
Todes in diesem Körper, und beide Empfindungen vereinigten sich in dem
aufgerissenen Abgrund ihres Bewußtseins zur Bereitschaft der Wollust.
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Am Montag vor Christi Himmelfahrtstag wurden die Bayern vor der
Stadt zurückgeworfen und selben Tags die Saline wiedergewonnen.
Bei den Ausfallskämpfen und dem Stoß gegen die Verhaue im Absamer
Aichat und an der Schlucht ins Halltal fielen etliche Bürger und Bauers¬
leute aus Hall, Innsbruck und den Dörfern, so dem Herzog in Treue
beigestanden, darunter Herr Hansen Hausmann.
Der Herzog stieß selben Tags noch Jnntal abwärts vor und bezog
unter des Frundsbergers Schloß Tratzberg ein befestigtes Lager, er¬
richtete Landwehren und Bastionen, um vorerst das Tal zu sperren und
später mit verstärkter Streitmacht gegen der Herzöge Hauptmacht vor
Matzen zu ziehen.
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