Volltext: Der Spaßvogel 1935 (1935)

alte Herr hervor. „Und Sie beide, meine 
Herren, sind meine Reisegefährten gewe— 
sen! Aber wo ... wo ... Ah, die Brief—- 
dasche ist verschwunden! Verschwunden mit 
dem vielen Geld!“ 
Bei dem Hinweis auf das viele Geld 
legte sich plötzlich das Taschentuch schüt— 
zend um die kostbare Brieftasche herump 
nichts!“ entgegente abweisend der junge 
Mann. „Geben Sie den Ausgang frei, 
wir müssen aussteigen!“ 
„Nein!“ weigerte sich der Eigentümer 
der Brieftasche. „Sie dürfen nicht eher den 
Wagen verlassen, bevor nicht diese Geschichte 
geordnet ist. In meiner Brieftasche befin— 
den sich 10.000 Schilling und dieses Geld 
muß ich wieder zurückerhalten!“ 
Als Schinagl von zehntau— 
send Schilling hörte, umklam— 
merte seine Hand krampfhaft die 
„Zehntausend Schilling sind 
mein ganzes Besitztum! Ich habe 
mein Haus auf dem Lande ver— 
kauft und will das Geld in einer 
Bank anlegen. Nein, es kann 
keinen Menschen geben, der mir 
absichtlich einen so schlimmen 
Streich spielen will!l!“— 
„Streich? Wo kann hier 
von einem schlimmen Streich 
die Vede sein?“ begann wieder 
der junge Mann. „Wir wissen 
von. JIhrer Brieftasche, Ihren 
zehntausend Schilling nichts, 
darum lassen Sie uns ausstei— 
gen, wir sind im Hauptbahn— 
hof! Schnell, ich müßte sonst 
die Polizei rufen!“ 
„Polizei? Ja, da haben Sie 
recht! Wir gehen zur Polizei! 
Und zwar nur Sie allein! Denn 
Ihre Frechheit, Ihre Unver— 
schämtheit sagt mir alles, was 
ich wissen will. Dieser Herr 
—D—— 
wandte sich der Alte an Schi— 
nagl — „macht mir den Ein— 
druck eines gesetzten und wohl— 
wollenden Mannes. Und einen 
ernsten und gewissenhaften 
Mann will ich nicht in eine po⸗ 
lizeiliche Untersuchung, in eine 
so peinliche Sache verwickeln. Ge— 
ben Sie mir darum als Pfand 
für Ihre Unschuld vorläufig Ihre Brief— 
tasche, wenn diese Tasche mehr als vier— 
hundert Schilling enthält, nehmen Sie den 
Ueberschuß heraus, geben Sie mir Ihren 
Namen und Ihre Adresse und einer Stun— 
de sollen Sie die Brieftasche wieder zu— 
rück haben.“ 
Schinagl fühlte, daß ihn nur Schnel— 
ligkeit, Entgegenkommen aus seiner furcht— 
baren Verlegenheit befreien konnte, er nahm 
0000 
e 
„Ah hier .. Ja, hier in diesem Wagen 
gewesen!“ stieß aufgeregt der alte Herr 
„Und ich kann die Brieftasche nur in 
diesem Wagen verloren haben!“ setzte der 
dicke Alte fort. „Denn als ich draußen 
auf dem Bahnsteig stand und nach der 
Brieftasche greifen wollte, merkte ich, daß 
mein Geld verschwunden war. Also, meine 
Herren, sagen Sie mir, wohin die Brief— 
tasche gekommen ist?“ 
„Brieftasche? Was für eine Brief— 
tasche? Wir wissen von einer Brieftasche
	        
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