Der Punschfreund.
Von F. Freinberger.
songtan Magenwärmer ist ein Mann des
Geistes. Des Geistes, der in verdichteter
und flüssiger Form das Denken belebt
und die srohe Laune weckt. Namentlich
Weinbrand und Rum sind es, für die
sich Magenwärmer immer wieder beson⸗
ders erwärmt. Weinbrand und Rum aber
ergeben in einer Mischung und Zusammen⸗
setzung, die nur Jonathan allein kennt, einen
köstlichen Punsch.
Als Freund des Punsches ist Magen—
wärmer ununterbrochen auf dem Wege, um
sich ausgiebig mit den notwendigen Bestand—
leilen für sein Lieblingsgetränk zu versor⸗
gen. Er hat sich für diesen Zweck ein eige—
es Verfaähren zurechtgelegt, daß sich lange
Zeit vortrefflich bewährte, zuletzt aber doch
einmal einen Versager brachte.
In die Schenke Ecke Antonstraße tritt
an einem Vormittag Jonathan in den La—
den, öffnet eine feine Ledertasche, bringt eine
gFrüne Flasche zum Vorschein und sagt zur
Verkäuferin: „Bitte, füllen Sie mir diese
Flasche mit Weinbrand an. Die Flasche faßt
einen Liter.“
Magenwärmer bringt dann die gefüllte
Flasche mit viel Liebe und Sorgfalt wieder
in feiner Tasche unter, fragt nach dem
Preis und legt eine Banknote auf
den Tisch.
Wrerzeihen“, bemerkt die Verkäuferin
und schiebt‘ das Geld wieder zurück, „haben
Sie sich diese Note gut angesehen?“
Nun, was soll ich mir jeden, Geld—
scheiin, der durch meine Hände geht, nä—
her ansehen? Das Geld hat mir meine
Frau gegeben“
„Ja, aber der Schein gehört einer ver—
gangenen, außer Kurs gesetzten Währungs⸗
art an!“
„Was? Ein alter Geldschein? Nicht
möglich! Wie sollte denn meine Frau
5Donnerwetter, die Sache stimmt! Nu
aber, das ist unangenehm, wirklich sehr un—
angenehm! Da hat sich meine Frau mit ihrem
ahnungslosen Gemüt dieses wertlose Papier—
Nachdruck verboten.
stück wahrscheinlich bei einem Gemüsestand
mit ein paar ebenso alten Neuigkeiten hin—
aufschwätzen lassen. Und ich . .. Donner—
wettet, mein Kleingeld reicht nicht so weit!
Ja also, da bleibt nichts übrig, als daß ich
hach Hause gehe und mir das notwendige
Geld hole. Und meiner Frau bei dieser Ge—
legenheit den Standpunkt klar mache. Denn
penn“ man den Ehemann schon für den
Einkauf verwendet, dann gibt man ihm we—
nigstens brauchbares Geld mit. Oder der
Ehemann kann keine brauchbare. Ware nach
Hause bringen! Ja also, liebes Fräulein,
nehmen Sie einstweilen die Flasche wieder
in Ihre Verwahrung, in einer halben Stunde
bin ich zurück und bringe das richtige Geld
mit.“
Jonathan Magenwärmer kommt aber
nach einer halben Stunde nicht wieder zurück.
Frewendet sich vielmehr in einen zweiten.
ditten. vierten Laden und wiederholt überall
die Geschichte mit dem außer Kurs gesetz⸗
en Zahlungsschein und der einstweilen in
Verwahrung gegebenen Flasche. Bis end—
lich im achten, Laden der fleißige Punsch—
Amnimler von seinem Schicksal erfaßt wird.
„He, Sie . Sie ..!“ schreit der Ver—
käufer der geistigen Anregungsmittel. „Was
fällt Ihnen denn ein? Ich habe Ihnen doch
den Weinbrand in eine gelbe Flasche gegos—
sen und Sie geben mir eine grüne Flasche
zurück! Und in dieser grünen Flasche ..
ah! . . da ist ja nur Wasser drinnen! Wis—
en Sie, was das ist, was Sie hier versucht
hjaben? Das ist Betrug, ganz gemeiner Be⸗
lirug, Diebstahl oder Herauslockung eines
fremden Eigentumes!“
Jonathan Magenwörmer senkt bes chämt
den Kopf. Und trachtet, daß er geschwind,
ohne den verdienten Fußtritt abzuwarten,
aus dem Laden hinaus kommt.
Seine Liebe zu Punsch ist durch dieses
Mißgeschick zwar nicht verringert worden.
Sein Sammeleifer hat aber durch die un—
angenehme Verwechslung von gelb— und grün
für einige Zeit eine starke Einschränkung er—
fahren.