Volltext: Der Spaßvogel 1932 (1932)

im Keller hat. Nur der Herr Haderlump 
von Inkognito ist mäßig und zurückhal⸗ 
lend im aligeweinen Geschwelge, was der 
Heugewandte Meister Zwirndobler alsein 
besoderes Rerkmal seiner vornehmen Her— 
kunft und feinen Erziehung deutet. Ein 
wirklicher Vagabund wäre schon längst un— 
lerm Tisch gelegen. Diesmal aber geht 
es umgekehrt. Nur Dder vornehme Herr 
von Inkognito sitzt noch aufrecht, wäh—⸗ 
rend die FJreibiergäste schon schnarchend 
uber die Tische geheugt sind. Selbst der 
Schöpsenwirt schlaswadelt mit dem Kopf, 
daß hm das samtene Schlegelkäpplein vom 
kahlen Scheitel gleittt. 46 
Erst wie ihm die kühle Mors enluft 
über den Scheitel fährt, gibt's ein Er— 
wachen und Wecken der schlafenden Zecher. 
Rur, der vornehme Herr von In⸗ 
kognito ist nirgends zu finden. 
Er hat sich empfohlen wie er g. 
kommen: Inkfognito“, weiß der Schneider 
Bescheid. So machen es die Grafen und 
andern Fürstlichkeiten immer. Ich weiß, 
was ich weiß. 34 
Dem Schöpsenwirt aher schlegelt das 
Herz bis zum Hals und, Er tut Snen 
raschen Griff in seine Brieftasche: Gott— 
lob, der Tausender ist noch da! Und die 
Wasserzeichen hat, er auch noch und da— 
Nmit seine Wertigkeit. 
4⸗ 
Der Schöpsenwirt, der Schneidermei— 
ster und der Krämer fahren alsbald in 
33 um' den Tausender wechseln zu 
assen. — 
ber in der Bank wird ihnen der 
Bescheid, daß die Wasserzeichen zwar echt, 
der Tausender aber dennoch Falsch und kei⸗ 
nen Pfifferling wert sei. Und die Poli— 
zei fahnde schon lange nach einem Hoch⸗ 
stapler, der mit solchen Tausendern Schind—⸗ 
suder treibe. Auf die Ergreifung dieses 
Schwerverbrechers sei sogar eine Beloh— 
ung von, dreitausend Mark ausgeschrie⸗ 
ben und sie könnten sich dieses Geld leicht 
derdienen. wenn sie ihn erwischten. 
„Das hätten Sie uns vor acht Tagen 
sagen Foflen, als der hundsgemeine Lump 
noch unter uns war“, bemerkte Meister 
Fwirndobler sachverständig. „Es ist nur 
schade um den schönen Anzug, —— 
miserabler. Inkognito! Ich „hätt' mir's 
aber gleich denken können...“ 
Der Schöpsenwirt zerknüllt den fun— 
kelnagelneuen falschen Tausender und 
schmeißt ihn auf die Gasse: „Mich trifft 
der Schlag!“. 
Der Krämer aber hält sich an den 
Wirte Du dhast mir, den Lumpen in den 
Vaden gebracht. Du hast mir den Schaden 
gutzumachen! Denn wenn du mit dem 
Tausender nicht garantiert hättest, nachher 
hätt' ich ihm nicht eine Minzenkugel ge— 
geben. Auweh, auweh, was wird mein 
Weib sagen, wenn ich heimkomme!“ 
Der Mann mit. Zdem Tausender ist 
heute eine sprichwörtliche Gestalt im Leben 
des einfachen, Walddorfes. Böse sind ihm 
nur die in ihrem Eigennutz Hereingefal⸗ 
lenen, während die Freibiergästẽ ihm nichts 
nachtragen. Sie haben mit ihren Saus— 
frauen und Kinderscharen einen guten Tag 
gehabt und, einen Spaß obendrein, denn 
so Awas passiert alle Menschenalter einmal. 
Die Geschädigten aber verachten von 
Stund an die üsend er, auch wenn die 
Wasferzeichen noch so echt. Jind, und hal—⸗ 
len sich neber an, die unscheinbaren, klei⸗ 
nen, klingenden Münzen. Sie sind durch 
Erfahrung klug geworden, daß der Spatz 
in der Sand wirklich besser ist, als eine 
Taube gauf dem Dache oder ein noch so 
neuer Tausender.. 
Wenn aher in Zukunft wieder einer 
einen Tausender bei ihnen wechseln ließe, 
so vürden sie ihm auf der Stelle „her— 
cusgeben“ — aber vricht mit gemünztem 
Gade, sondern mit Fäusten und Stiefel— 
absätßen, also auf alte. deutsche. haus⸗ 
meisterliche Art. J 
Aber was, nützt das schönste Für— 
haben, wenn die Kuüh aus dem Stall ist? 
— — 
ESpyrichwörter am Balkan. 
Wer ein Haus kauft, kauft die Wanzen Wenn dir jemand deine Frau stiehlt. 
mit. vens J so stelle dich bllind. 
— alles 53 deine Lause aln Ein Fieruwiiger 8 mehr Sorgen, 
Ar Jicht immer leite ndg de chtaste Win ene e pe ad allzu freund⸗ 
— J er sich am stärksten in die Hand iche Frauen son man an der Ketlte halten.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.