Volltext: Der Spaßvogel 1932 (1932)

Also nimmt der Fremde die Zucker— 
dosen und Schachteln mit Leckereien von 
den Gestellen im Kramladen und, wirtt 
die ganze Menge von Minzenkugeln, und 
Bärenzucker, Gerstenschleim und Schoko— 
sadetafeln mitten auf. den Dorfplatz, aber 
fo recht unter die Brennesseln, und die 
Buben stürzen johlend darauf los und bal⸗ 
gen sich um die Leckerbissen. 
„Fäüllt euch nur die Ta⸗ 
schen!“ ermuntert der Spen— 
der. „Bin, auch einmal ein 
Bub gewesen und weiß, wie 
ein guter Tag tut.“ 
Und darauf zum Krä—⸗ 
mer: „Zahler bin ich! — 
Schreibt nur auf, was es 
macht, und schickt die Rech— 
nung dem Wirt, wenn er 
den Tausender einmal wech— 
fell. And kommt abends auf 
ein Mäßlein und ein Brät— 
sein zum Schöpsenwirt. Der 
Zahler bin alleweil ich. 
Denn so ein Tausender, der 
— — 
„Ist recht“ sagt der 
Krämer, „und soll ich piel⸗ 
eicht in die Häuser ini Dorf 
Zudker und, Zichorie schicken, 
ruf daß sich die Weiber, 
derweil die Männer beim 
Freibier sitzen, ein Kaffee— 
süpplein kochen können auf 
Euer Gnaden Rechnung?“ 
„Ausgezeichnet!“ lobt 
der Fremde.„Daran hätt' 
ich gar nicht gedacht. Ja, 
hut das, damit auch die 
Frauen ihren, guten Tag 
haben. Denn so ein Tau— 
fender langt überall hin 
„Ich an Eurer. Stelle 
wär“ nicht so freigebig“, 
ladelt der Schöpsenwirt und 
zieht den Fremden wieder 
mit sich ins Wirtshaus. 
„Denn. je mehr Ihr sprin⸗ 
gen laßt, desto weniger be— 
kommt Ihr heraus, wenn 
ich den Tausender einmal 
wechseln lasse.“ 
Dem Wirt ist es aber nur darum 
zu fun, daß der Fremde den, Tausender 
nicht beim Krämer, sondern in seiner Gast— 
stube draufgehen lasse, auf daß ihm der 
größte. Nutßen bleibe. — 
Die Kunde von dem seltsamen Kauz 
mit dem Tausender hat sich inzwischen im 
ganzen Dorf herumgesprochen und alle frei— 
dierbeflissenen Mannsbilder ins Gasthaus 
gelockt, darunter guch den Schneidermei— 
ter Zwirndobler, im Nebenamt auch Ver— 
icherungsagent, Orgeltreter, Chorsänger, 
Härtschneider und Gemeindesekretär, also 
ein vielbewanderter Mann. 
Während sich die übrigen Dörfler in 
„Ihr wundert euch, wie ich zu diesem Gelde komme?“ 
fragt der Fremde mit belustigter Miene. 
espektvoller Entfernung halten, setzt sich 
Heister Zwirndobler gleich zum Fremden, 
eilich mit weltbürgerlichem Anstand, mit 
inem ehrfurchtspollen Bückling und „mit 
Verlaub“, auf daß der hohe Gast doch 
eine Ansprache habe. 3 
Es ist ihm aber nicht um die Ay⸗ 
prache. sondern um Freibier und Brät—
	        
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