Volltext: Der Spaßvogel 1931 (1931)

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Der Regenschirm als Ehehindernis. 
Von Franz Turba. 
Nachdruck verboten! 
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2 
»lorian Brumschedl gehört zu den Men— 
— denen man Schüchternheit nach— 
agt. 
T Besonders den Frauen gegen— 
iber ist Florian von einer angeborenen 
Zurückhaltung und Vorsicht. 
Nicht, daß etwa Florian die Vor— 
züge des zarten Geschlechtes nicht zu wür— 
digen wüßte..! n 
Nein, nein, Brumschedl ist ein glühen— 
der Bewunderer der weiblichen Schönheit. 
Aber, es fehlt ihm die notwendige Ent— 
schlossenheit, er bringt es nicht über sich, 
dem Gegenstande seiner Gefühle die zum 
Herzen herausschlagenden Empfindungen 
durch den Mund deutlich zu machen. 
Im letzten Sommer war Florians stille 
Bewunderung auf eine schlanke Blondine 
gerichtet. I 
Das Mädchen war Brumschedl min— 
destens um Kopfeslänge an Körpergröße 
überlegen. Und gerade dieser Mehrbesitz 
wirkte auf die Begeisterungsfähigkeit des 
ungen Mannes besonders anregend und 
anfeuernd. 
Denn Florian war etwas klein geraten 
und alles, was über seine Körperlänge 
hinausging, erfüllte ihn mit Bewunderung 
oder Neid. Mit Neid, wenn er sich von 
einem Angehörigen des Männergeschlechts 
übertroffen fühlte, mit Bewunderung, wenn 
er sich von einer Dame überragt sah. 
J.Es war daher Liebe auf den ersten 
Blick, welche Brumschedl zu der blonden 
Großen hinzog. 
Nur daß diese Liebe bisher keine Ge— 
legenheit gefunden, sich in Worten oder 
vieldeutsamen Blicken auszusprechen. 
Freilich traf Florian die schlanke 
Schöne fast jeden Tag. Aber es war nicht 
seine Gewohnheit, sich einem unbekannten 
Mädchen ohne äußeren Anlaß aufzudrän— 
gen, und dann gehörte eben Brumschedl 
n J — Venschen⸗ denen man Schüchternheit 
sagt... 
Ein äußerer Anlaß, ein Vorwand. 
ohne viel Aufsehen mit dem Mädchen in 
ein zwangloses Gespräch zu kommen, ergab 
sich nicht leicht. Und als eine solche Mög— 
lichkett einmal dem schüchternen Verliebten 
gewissermaßen von selbst in die Arme lief, 
tappte Florian an der seltenen Gelegen— 
heit vorbei, und das Glück entrückte in wei— 
ter Ferne.— 
An einem von einem plötzlichen Ge— 
witterguß heimgesuchten Julimittage stand 
Brumschedl an der Ecke Karlstraße und 
hete auf einen Wagen der Straßen— 
ahn. 
Der Regen rann unaufhörlich, alles 
mit seinem Naß durchdringend, vom grauen 
Himmel herab. 
In der Frühe hatte verräterischer Son— 
nenschein Brumschedl, verlockt, den Regen— 
schirm daheim zu lassen. — 
Und jetzt rauschte das Wasser andau— 
ernd und ausgiebig von allen Dachrin— 
nen herunter, und der seit fünf Minuten 
vergebens erwartete Wagen der Straßen— 
bahn ließ sich noch immer nicht sehen. 
In diesem Augenblicke fielen Florians 
Blicke auf einen Herrn, der fast in der 
Mitte der Fahrbahn stand und unbeküm— 
mert um das heftige Ungewitter den Was— 
serschwall auf seinen Regenschirm herab— 
strömen ließ ... ....— 
„Teufel!“ schoß es plötzlich durch 
Brumschedls Gedanken, „wenn dieser gelbe 
Panamahut nicht zu meinem Freund Libo⸗ 
rius Steinparzer gehört, denn will ich ver— 
urteilt sein, eine Woche lang ohne irgend— 
welchen Schutz als Salzsäule diesem Som— 
merregen standzuhalten. Na warte nur, 
alter Knabe, du wirst mit mir sogleich 
deine Bedachung teilen und ich bin mit 
einem Schlag aus dem Wasser!!— 
Und damit rückte Florian dem Träger 
des Panamahutes von rückwärts in un— 
mittelbare Nähe.
	        
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