Volltext: Der Spaßvogel 1930 (1930)

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Falsches Geld als Lebensretter. 
Von J. Leopold Schiener. 
Nachdruck verboten! WM 
I0010 
A—m Jahre 18.. wurde die fruchtbarste 
U Gegend Ostpreußens mit falschem 
L Gelde überschwemmt. 
Da die Fälschungen täuschend 
nachgemacht waren, nahm man sie an— 
standslos in Zahlung.“ 
Die Kalamität wurde schließlich so 
groß, daß die Behörden einschreiten muß— 
ten und ich als erfahrener Detektiv wurde 
beauftragt, das Falschmünzernest ausfin— 
dig zu machen. J 
Ich hatte gar keinen Anhalt. Nur 
ein einziger Ausgangspunkt bot sich mir, 
und zwar, der, daß die großen Rennen 
jetzt stattfinden sollten und von früher 
her wußte ich, daß bei denselben stets 
sehr viel Geld ausgegeben, wurde. Des— 
halb beschloß ich, dorthin zu gehen. 
Ich verweilte vier Tage in der dor— 
tigen Umgegend, ohne jedoch etwas zu 
erreichen. 
Nicht ein einziges falsches Geldstück 
lonnte ich erlangen, noch viel weniger eine 
Spur der Falschmünzer entdechen. 
Und doch waren kurz vor meiner An⸗ 
kunft Klagen laut geworden, daß falsches 
Geld im Umlauf sei. 
Mir begann bereits der Mut zu sin— 
ken und ich fing schon an, mich mit dem 
Gedanken vertraut zu machen, nach Hause 
reisen zu müssen, ohne meine Aufgabe 
erfüllt zu haben. — . 
Dao erhielt ich eines Tages einen Brief 
von meiner Frau, in welchem sie mich 
um Geld bat, da ihre Mittel aufgezehrt 
waren. 
Jch ging sofort nach einer Bank, um 
Geld für sie einzuzahlen. Unter anderem 
zahlte ich auch mehrere Hartgeldstücke. 
.. Drei von diesen schob mir der Kas— 
sierer zurück mit der kurzen Bemerkung: 
„Falsch!“ * 1 J* — 
„Wie? Glauben Sie etwa, diese drei 
Hartgeldstücke sind nachgemacht?“ 
„Jawohl!“ 
„Sind Sie dessen auch sicher?“ 
„Vollkommen; sie sind zwar außer— 
ordentlich gut gearbeitet, aber sie sind nicht 
sewichtis. Bitte, überzeugen Sie sich 
elb —*8* 
„Und, hiemit legte er ein Stüch auf 
die Schale einer Goldwage und das falsche 
Stück auf die andere, die bald nach oden 
schnellte. 
„Aber das ist ja das beste falsche 
Geld, das ich jemals in meinem Leben 
gesehen habe“, konnte ich mich nicht ent— 
halten zu bemerken. „Sind denn alle im 
Umlauf befindlichen Faͤlschungen ebenso gut 
gearbeitet?“ 
„DO, durchaus nicht,“ entgegnete der 
Beamte, „sie sind auch nicht halb so schön. 
Diese, die Sie da haben, sind Arbeit von 
Balzac, dem berühmten Falschmünzer; ich 
kenne sein Fabrikat recht gut, denn es ist 
mir oft durch die Hände gegangen. Hier 
haben Sie ein paar Proben von dem 
Gelde, das sich hier im Umlauf befin— 
det“, und dabei nahm er einige dickere 
Münzen aus der Schublade. „Wie Sie 
sehen, ist der Rand lange nicht so fein 
ausgearbeitet, wie bei denen von Balzac, 
obwohl, auch sie sehr gut gemacht sind.“ 
Bei dem sofort vorgenommenen Ver— 
gieich fand ich, daß der Beamte recht hatte 
und nachdem ich die drei falschen Stücke 
durch anderes Geld ersetzte, verwahrte ich 
FXX Fälschungen vorsichtig in meiner 
Tasche. IJ 
Wenige Tage darauf erhielt ich eine 
Mitteilung, infolge derer ich mich ent— 
schloß, nach einem vier Meilen entfern— 
ten Ort zu reisen. Ich, kam, in dem Ort 
in der Nacht an und stieg in dem einzi— 
gen Wirtshgause des Dorfes ab. Es war 
dies eine elende Hütte und die Wirts— 
leute, sowohl der Mann, als auch die 
Frau, dürften wohl die unfreundlichsten 
Leute, die mich meéin Schichal je kennen 
lernen ließ, gewesen sein. Auf meine Frage,
	        
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