Volltext: Der Spaßvogel 1929 (1929)

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Der Goldteufel. 
Von B. Thomann⸗-Saturny. 
Nachdruck verboten. 
EAAIIEIIIIIAILEI 
immi⸗Kreuzdunnerwetta, wo is denn 
die Vroni?“ schrie der Huberbauer, 
indem er die Heugabel von sich 
wWwarf und dem wackeligen Tische 
zustapfte, auf dem eine Schüssel dampfenden 
Krautes stand, in das geräucherter Speck 
eingelegt war. „In da Fruah hat sie si 
no net blicka lass'n, bei da Feldarbeit hat 
sie si druckt, zum Ess'n kinnt s' do kemma.“ 
Die Bäuerin, ein durch Sorgen und 
Kummer früh ergrautes Weib, sagte ängst— 
lich: „Ebba is s' no in der Keuschen drin, 
woaßt ja, daß s' gern sinniert.“ 
„Hat nix z3' sinnieren, arbeiten soll s'. 
Kannst ja a weng nachischaug'n.“ 
Das Weib gehorchte, kam aber nach 
kurzer Zeit unverrichteter Sache zurück; 
selbstverständlich, das Mädchen ließ sich seit 
dem Worgen nicht blicken, war jedenfalls 
außer Hause. 
Eine Zeitlang blieb es stille. Der Alte 
füllte unentwegt den Mund mit seinem 
Lieblingsgerichte. So ärmlich es sonst bei 
den Huberischen herging, im Essen ließ 
sich der Mann nicht beschränken. Geselch— 
ter Speck am Wochentage konnte als Ver— 
schwendung ausgelegt werden; die Bäue— 
rin, den Neid der Nachbarn kennend, sah 
es daher nicht gerne, daß vor der Keusche 
gegessen wurde, aber der Huber, gegen 
dessen Willen nichts aufkam, liebte einmal 
den Platz unter dem dichtbelaubten Nuß— 
baume. 
Nachdem der Bauer satt war, begann 
er neuerdings zu fluchen, doch die Frau 
fiel ihm ins Wort: „Derfst di net giften 
nach da Mahlzeit, 's könnt dir an Schaden 
bring'n.“ 
„Soll i mi ebba no g'freuen, wenn 
hans von unsere Kinder ums andre ab— 
fallt und i als alla Wo alloan schaffa 
muaß?“ grollte der Huber. 
„Da Lipp, unsa oanziga Suhn, deant 
liaba unta fremde Leut, weil's eahm net 
leid't auf'n Land. Ehnda war mit da 
— 
Vroni no ebbes anz'fanga. Aber seit da 
Zreuzhofer Andert vom Millitari zruck— 
emma is, is die Dirn ganz verdraht. 
Scho im Winta han i dös Hinundher— 
speanzeln nie net leiden mögen, jatz 
teckts' scho gar allweil mit dem Buabn 
z'samm. No, heut wird s was der— 
leben!“ J 
Wütend erfaßte er die Joppe, die er 
während des Essens abgelegt hatte, den— 
gelte die Sense und ging neuerdings 
aufs Feld, von dem er erst heimkehrte, 
als die Sonne begann, sich zur Rüste zu 
neigen. Der Schein des scheidenden Gestir— 
nes umflammte die Wälder, die nach der 
hitze des Tages freudig der taufrischen 
Nacht entgegenatmeten. Die Vögel be— 
gjannen ihr Abendlied anzustimmen, Vom 
iahen, erlenumsäumten See schallte das 
erste Fröschegequak. 
Der Huberbauer trat mit gerunzelter 
Stirne in die niedrige Stube. Die Bäuerin 
wagte keine Frage, da ihr das Aussehen 
des Wannes nichts Gutes verkündete. 
Schweigend schob er große Bissen des 
Nachtessens, das gerade heute vorzüglich 
geraten war, in den Mund. Die Bäuerin 
hatte mit besonderer Sorgfalt gekocht, da 
ie durch eine solche Aufmerksamkeit den 
Hroll des Alten am besten zu dämpfen 
hoffte. Endlich trug sie die geleerte Schüssel 
vom Tische weg, der im nächsten Augen— 
blicke durch den Schlag einer derben 
Bauernfaust erschüttert wurde. „No net 
dahoam?“ 
„J...i .. waaß net, i .. will amal 
in d' Stuben lus'n.“ 
Diesmar währte es lange, ehe die 
huberin zurückkam. Endlich schwankte sie 
mit leichenblassem Gesichte herein, ihre zit— 
ternden Finger umklammerten ein Stück 
Papier. „Marand-Josef, die Vroni! Daß 
net glei dro denkt hab'. Unterm Kopf— 
ziechel — Marand-Josef, wann du Vroni 
in'n See ganga waar!“
	        
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