Volltext: Der Spaßvogel 1929 (1929)

sam, und da sich Fremde nur selten hier⸗ 
her verirrten, hatte ich eine Ueberraschung 
wohl nicht zu befürchten. 
Ich entkleidete mich und, schwamm 
einige Minuten in der kühlen Flut umher, 
während der Hund bei meinen Kleidern 
Wache hielt und mich ab und zu mit 
sonderbaren Blicken betrachtete. J 
Gerade als ich im Begriffe stand, das 
kalte Bad, zu ver⸗ 
lassen, erklang in 
der Ferne ein fro— 
hes Wanderlied, 
das beständig nä— 
her erschallte und 
mir einen Hmloen 
Schrecken in die 
Hlieder trieb. Rasch 
stieg ich nun an das 
Ufer und wollte 
hastig nach meinen 
Kleidern greifen, je— 
doch Karo, der mich 
vielleicht in meinem 
jetzigen Zustande 
nicht wieder er— 
kannte, fletschte 
knurrend die Zäh— 
ne und machte 
Miene, auf mich 
loszufahren. Verge— 
bens waren meine 
Bitten und Dro— 
hungen; mit grim—⸗ 
migen Blicken be— 
wachte der Hund 
jede meiner Bewe— 
gungen und brach— 
te mich durch sei— 
nen blinden Pflicht— 
eifer in eine äußerst 
unangenehme Lage. 
Plötzlich kam mir 
Rettungogedan— 
eDer Gluß war Recht nördlich, Jean; ich muß mich 
nahe dem Ufer mit 8 ——— 
nenn n gegen diese jungen Herren verteidigen! 
reisen schwanken⸗ 
den Rohres bewachsen, das dicht genug 
stand, mir ein Versteck zu gewähren, und 
als die Stimmen der Wanderer jetzt näher 
und näher erschallten, wate ich kurz ent⸗ 
schlossen Kehrt, tauchte zwischen dem Rohre 
nieder, so daß nur mein Kopf über dem 
Wasserspiegel emporragte und ich so leicht 
nicht gesehen werden konnte. 
Zum Glück war das Wasser an mei— 
nem Versteckort nur etwa einen Meter tief, 
so daß ich zusammengeduckt auf dem glit— 
schigen, schräg abfallenden Boden des Fluf⸗ 
ses stand. Hier wollte und mußte ich nun 
berharren, bis die Störer meiner Einsam— 
leit vorübergeschritten waren. 
Jetzt erblickte ich die fremden Wan— 
derer, eine Dame und einen Herrn, die 
fröhlich singend ihren Weg verfolgten und 
pop meiner bedrängten Lage keine Ahnung 
atten.“ 
Als sie die Stel⸗ 
le erreichten, wo ich 
zuerst ins Wasser 
zestiegen war, stutz— 
ten sie und betrach— 
leten den Hund, der 
laut bellend auf 
meinen Kleidern 
umhersprang. Dann 
musterte der Herr 
prüfend die unbe— 
wegte Wasserfläche 
und sagte besorgten 
Tones, als er weit 
und breit keinen 
Menschen erblickte: 
„Hier wird doch 
wohl kein, Unglück 
geschehen sein? .... 
Sieh' doch nur, wie 
der Hund sich ge— 
bärdet!“ 
„Glaubst, du, 
daß hier vielleicht 
jsemand ertrunken 
ist?“ rief die Dame 
erschrocken. 
„Wer weiß? 
Auf, jeden Fall ist 
es schon beunruhr⸗ 
gend, daß sich der 
Zund allein bei den 
Kleidern befindet. 
Wie oft schon hat 
es zu einem Un— 
glück geführt, wenn 
Leute, die des 
Schwimmens un— 
kundig waren, an 
einsamer Stelle badeten!“ J 
Mit ängstlichen Gesichtern standen die 
zwei Personen jetzt am Ufer, währenddes—⸗ 
sen ich sie zwischen den schlanken Rohr— 
sttämmchen hindurch betrachtete. Dann rief 
der Herr mit lauter Stimme nach dem 
Eigentümer der treu bewachten Kleider und 
stocherte dann mit seinem Spazierstock in 
dem seichten Uferwasser, umher, als ob er 
hier den vermeintlich Ertrunkenen finden 
önne, während ich abwartend im dichten
	        
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