Volltext: Der Spaßvogel 1927 (1927)

lin zu Bürsten und anderen nützlichen Ge— 
genständen verarbeitet.. *54 
Berlin!: 
So oft ich das Wort hörte, wallte 
mir das Herz freudig aaff. — 
Aber diesmal — ich weiß nicht, wie 
mir geschabh... Ich zog meinen Gamsbart 
aus der Lade und betrachtete ihn miß— 
—DDD 
heringfressenden medlenburgischen Land— 
schwein, dessen Borsten ausgerechnet in Ber— 
lin verarbeitet wurden, ein ursächlicher Zu— 
sammenhang bestehen? 
In der Pause schritt ich herzbeklom— 
men zur Landkarte und suchte mir Mecklen— 
burg. Richtig, da lag es, hinter Berlin, 
und Ttrol, wo es die, Gemsen gab, reckte 
sich tief im Süden mit seinen Riesenglet— 
schern auf.— 
Daß in Berlin auch Gemsen, echte Gem⸗ 
sen aus Tirol, die nicht mit Heringen ge— 
mästet und, auch keine nützlichen Haustiere 
sind, verarbeitet werden, davon hatte ich 
beim Unterricht noch kein Wort gehört. 
Eim quälender Verdacht ließ mich nicht 
mehr los. I 
Auf dem Heimweg von der Schule 
lrug ich den, Hüt vorsichtig in der Hand. 
Denn wenn sich mein Verdacht bestätigte ... 
Daheim war mein erster Gang in den 
Schweinestall. 
Was willst denn du da?“ fragte mich 
die Magd mit dem zerbrochenen Taschen— 
spiegel, die threrseits einen gewissen Ver— 
dacht hatte ... 
Ich, kniete schon bei der alten Mut— 
tersau, streichelte sie, daß sie mir standhielt 
und verglich die Haare meines Gamsbartes 
einerseits. die Rückenborsten des edlen Mut— 
tertieres anderseits. 
Kalter Schweiß perlte mir von der 
Stirne, als ich meinen Vergleich beendet 
hatte. Und ich ahnte dunkel, warum mir 
der Berliner den Gamsbart als „Muster 
ohne Wert“ geschickt hatte.. 
—Ar 
pel. 
Ich schnitt der alten Muttersau eine 
Hand voll Borsten aus und färbte sie. 
Und verglich wieder. 
.Und siehe, es war nicht der Schatten 
eines Unterschiedes zwischen dem Gams— 
hart aus Berlin und dem gefärbten Bor— 
sttenbündel ... 
Ich dachte schon daran, eine Gamsbart—⸗ 
fabrik zu gründen, wenn ich einmal groß 
wäre. Denn was die Berliner konnten, 
das gelang auch einem Waldbauernbuben. 
Beim nächsten Schulgang setzte ich mei— 
nen alten Lodenhut mit dem „Oqckatzl— 
schwoaf“ wieder auf. Den Hut mit dem 
„Gamsbart“ von der in Berlin verarbeite— 
ten Mecklenburger Sau schenkte ich meinem 
damaligen Todfeind, dem Rötzersepp, der 
mich fortab als Heiligen verehrte. 
Dennoch hatte diese Gamsbartgeschichte, 
die für mich von symbolischer Bedeutung 
wurde, ihr Gutes: Ich wurde vorsichtig 
und lernte Sein, und Schein früh genug 
unterscheiden, besonders, wenn ich etwas 
zeschenkt bekam, was freilich nicht oft der 
Fall war. 
Besonders mißtrauisch bin ich heute noch 
gegen alles was aus Berlin kommt, sei 
es eine Mode, ein Regierungssystem oder 
onst etwas, da muß ich regelmäßig, die 
Feststellung machen; Aha, das ist wieder 
nal' ein „Gamsbart aus Berlin...“ 
— 
Heiterer 
Getrennte Behandlung. . 
Arzt: „Ihr Fieber muß Ihnen ja einen 
schrecklichen Durst machen; ich werde dem 
abhelsen.“ —. Vatient: „Bringen Sie mir 
nur mein Fieber fort, lieber Doktor; was 
den Durst anbetrifft, dem werde ich schon 
zanz allein abhelfen.“ 
Grab⸗Inschrift. — 
Auf einem Friedhofe in Kärnten fin— 
det man folgende Grabschrift: J 
Hier ruht sie, die im Ehestand— 
Mir Lieb und Treu gewährt. 
Jetzt hat ihr Herz und ihre Hand 
Zu schlagen aufgehört. 
Winkel. 
Bibelfest. 
Der Herr Pfarrer sucht den stets an⸗ 
geheiterten Josef zur Besserung zu bekeh— 
ren. „Weißt du, auch, Josef, daß der 
Schnaps dein ärgster Feind ist?“ —„Ja— 
woll, Ehrwürden — hup — hup— und 
n der Bibel steht: Liebe deine Feinde — 
qup!“ 
Das Trostmahl. 
Lise: „Mali, du mußt mir die Hälfte 
don dem Kuchen geben; wenn ich dich nicht 
gehauen hätte, hättest du ihn nicht bekom— 
men.“
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.