Volltext: Der Spaßvogel 1927 (1927)

wahren Grund zu bewahren, der das Zu— 
staüdekommen unserer Associierung verhin⸗ 
dert hat. Ich erwarte das gleiche von Ihnen, 
Das wird Ihnen doch recht sein, Herr - 7 
Gewiß, gewiß. Aber gestatten Sie mir 
nur eine Ausnahme.“ 
„Eine Ausnahme?“ fragte der Kaufherr 
oerwundert. 
Ja, einem Mädchen gegenüber, das ich 
liebe. In ihrer Brust wird die Sache so gut 
begraben sein, wie in der meinen.“ 
„Und der wollen Sie Ihre eigene Schan— 
de, — Pardon, Ihren eigenen Reinfall er— 
zählen?“ 
Ja, Herr Albus, zur Strafe für mich 
selbst. Ich habe die Buße um sie verdient. 
Und dann, Herr — ich habe einmal im Leben 
gelogen, Ihnen gegenüber, — ein zweitesmal 
kann ich es nicht mehr. Sie wissen nicht, was — 
ich deswegen ausgestanden habe. Und wenn „Ich sehe es Ihnen an,“ meinte sie lä— 
Eba mich fragen würde: Warum ist Ihre chelnd, „Sie kommen vom Gericht, und Ihr 
Associierung mit Herrn Albus nicht zustande Glück ist genacht — —,“ 
gekommen? — ich müßte ihr die volle Wahr— „Keineswegs, liebes Fräulein, es soll 
heit sagen.“ erst gemacht werden —“ 
Der Chef, der mit großen Schritten „Wie?“ 
im Zimmer auf und nieder gegangen war, „Ja, doch nicht auf dem Gerichte, son— 
blieb plötzlich vor dem jungen Manne stehen: dern am Altare.“ 
„Hören Sie, — eigentlich gefallen Sie mir Ein leichtes Zittern lief über ihren Kör— 
und einem, der sich selbst überwindet, per. Sie schlug die langen dunklen Wimpern 
traue ich keinen weiteren Leichtsinn zu. Wenn nieder. „Ja, sind Sie denn nicht der Associs 
Ihre Eva — ist wie Sie — —““ des Herrn Albus geworden?“ 
„Die, — d, die ist viel, viel besser DDurchaus nicht, aber ich habe beschlos⸗ 
als ich,“ quoll es begeistert von Lentners sen, mich selbst als Chef mit einer Teilha— 
Lippen, „die hätte mich niemals Schulden berin zu verbinden.“ ——— 
machen lassen.“ „Sie, — Sie haben doch gar kein Ge⸗ 
Gerhard Albus setzte seinen Rundgang schäft?“ 
noch schneller forrttt. „O gewiß das größte und wichtigste: 
„Wissen Sie das bestimmt?“ — einen dummen Streich zu bereuen, mich zu 
Sinus floß vom Lobe des jungen Mäd— bessern und um Ihre Verzeihung zu bitten. 
chens über, und der Chef hörte ihm mit sicht— Fräulein Eva!“!“! 
licher Befriedigung zu. „Nun,“ sagte er Sie trat in sprachlosem Staunen einen 
daun, „ich glaube, daß ich Sie mit gutem Ge- Schritt zurück. 
wissen meinem Geschaftsfreunde Hans Dieter „Ja, denn Sie sollen mein Associé wer— 
für die erste Buchhalterstelle habe empfehlen den! Das heißt, wenn Sie noch wollen, nach— 
können. Sie erhalten das gleiche wie bei mir dem Sie alles gehört haben und mir verge— 
und haben Ihr gutes Auskommen. Da ich ben können. “ 
mich ohnehin wieder kräftig und rüstig fühle, Er legte ein rückhaltloses Bekenntnis 
will ich noch ein paar Jahre auf einen ab, um so leichter, als er schon während dem— 
Associs verzichten und die Geschäfte allein selben in Evas blauen Augen die Verzeihung 
weiter führen. Inzwischen werde ich Ihnen has. Linus Lentner hat als Evas Gatte nie 
von fern in wenig zusehen, ob Sie als Ehe- mehr Schulden gemacht. 
mann ohne Schulden durch die Welt kom— 
men. Dann, — — das Alter und die Mü— 
digkeit werden ja doch einmal bei mir kom⸗ 
nen, — dann läßt sich immer noch über die 
Sache reden.“ 
Linus ergriff in freudiger Bewegung 
seine Hand. „Sie nehmen mir nicht alle 
Hoffnung, daß in Zukunft — —“ 
„Das liegt bei Ihnen,“ lächelte Gerhard 
Albus und entließ ihn. 
Als Linus die Treppe zu seiner Woh— 
nung hinaufstürmte, hörte er auf seinem 
Zimmer ein leichtes Geräusch. Kein Zweifel, 
sie war dort! Die Neugier, den Ausgang zu 
erfahren, hatte sie hergetrieben. Aber dies⸗ 
mal fürchtete er ihre Begegnung nicht. Ha— 
stig riß er die Tür auf und richtig — da 
stand sie vor ihm, den Staubbesen in der 
Hand.
	        
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