Volltext: Der Spaßvogel 1927 (1927)

Ich sage es ja: Sie selbst,“ rief der 
Chef mit bitterem Lacheeen. 
Lentner taumelte mit blutrotem Kopfe 
bis an die Wand- zurück. „Ich — — ich 
hätte — —“ 
„Haben Sie es nicht selbst geschrieben, 
— und wollen Sie vielleicht behaupten, daß 
dies nicht Ihr Bild sei?“ 
Linus griff sich 
mit beiden Händen 
an den Kopf, wäh— 
rend der Prinzipal 
triumphiekend aus 
einem Haufen 
Briefe sein Schrei— 
ben und seine 
Photographie her⸗ 
vorzog.— 
„Herr, — Herr 
Albus —, das ist 
eine unerhörte In— 
diskretion, — die 
Dame — —“ 
Ein lautes, spöt— 
tisches Lachen 
schnitt ihm die wei— 
teren Worte vom 
Munde. „Die Da— 
me, mein Herr, 
war ich.“ 
„Sie?“ Der ar— 
me Linus glaubte, 
in Ohnmacht sin— 
ken zu müssen. 
„Ja, ich, da ich 
Ihnen nicht ganz F 
traute, da mir ver⸗ — —— 
sicdeue „Die Dame, mein Herr, war ich.“ 
und eleganten Pas⸗ 
sionen zu Ohren gekommen waren. Aber et— 
was Sicheres konnte ich nicht erfahren. Da 
verfiel ich auf dieses Mittel — und, wie Sie 
sehen, hat es sich trefflich bewährt.“ 
Linus konnte sich noch immer nicht fas— 
iie haben das Inserat einsetzen las— 
en?“ 
einer geschäftlichen Verbindung zwischen uns 
kann selbstverständlich keine Rede mehr sein. 
Aber da Sie mir im übrigen treu gedient 
haben — —“ 
Linus, der alles verloren sah, griff ha— 
stig nach dem letzten Strohhalm der Ret— 
lung: „So darf ich auf Ihrem Kontor, wie 
bisher, als Buchhalter bleiben?“ Ihm war 
es, als ob Eva un— 
sichtbar hinter ihm 
stände und ihm zu— 
flüsterte, den Ver⸗ 
such zu machen. 
Aber Gerhard 
Albus schüttelte 
das strenge, graue 
Haupt. 
„Nein,“ entschied 
er, „Sie wissen, 
daß ich niemals 
einen verschuldeten 
Menschen in mei— 
nem Dienste ge— 
duldet habe, und 
daß ich niemals 
von meinen 
Grundsätzen ab— 
weiche. Aber da ich 
mit Ihrer Arbeit 
immer zufrieden 
gewesen bin, da ich 
Sie ohne Kündi— 
gung entlassen 
muß und Ihnen 
vielleicht für die 
eigentümliche Art, 
mit der ich in Ihre 
Privatgeh imnisse 
eindrang, eine 
kleine Genugtuung 
schulde, so bin ich bereit, Ihnen zum Ab— 
schied eine Gratifikation zu geben, mit der 
Sie Ihre Schulden dauernd aus der Welt 
schaffen können.“ 
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Linus zitterte vor Freude „Wirklich, — 
das wollten Sie!“ Aber dann, wenn seine 
Schulden getilgt waren, dann konnte er ja 
iraten, — und ohne Zeitung — sogar die 
va! 
Gerhard Albus nickte. „Weil ich nach 
meiner Ermahnung annahm, daß Sie sich 
nunmehr auf jedem erdenklichen Wege nach 
einer reichen Frau umsehen würden. Von 
W „Auch verspreche ich Ihnen,“ fuhr Herr 
Albus fort, „völliges Stillschweigen über den
	        
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