Volltext: Der Spaßvogel 1924 (1924)

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Fürstliche Heiratsvermittler. 
In der Bibliothek des Pariser Arse- spruchslo8. Aber er war auch nicht ver— 
nals hat man lkürzlich unter alten Papieren trauensselig und verließ sich durchaus nicht 
zinen originellen Brief gefunden, den ein auf den Geschmack des Papstes, erklärte 
chinesischer Kaiser im November des Jah- vielmehr, daß er nach getroffener Wahl 
tes 1722 an den Papst Clemens XI. ge⸗ »ine Gesandtischaft näach Rom abschicken 
richtet hat. In seiner Unlenntnis der euro- verde um die körperlichen Reize der Braut 
zäischen Verhältnisse halte der Kaiser den nachzuprüfen und sie, wenn sie als wür— 
Zapst für den gegenseitigen Vermittler in dig befunden würde, mit 24 Ehrendamen 
deiratsangelegenheiten gehalten, und da er keiner Wahl nach China geleiten zu lassen, 
ich entschlossen hatte, in den Stand der Ob der Papst den merkwürdigen Antrag 
Ehe zu'treten, wandte er sich an den Papst, iner Antwort gewürdigt hat, ist nicht be— 
Rm er, nun in blütenreichem, orientalischem annt geworden. Zu jener Zeit hatte sich 
Ztil seine Wünsche auseinandersetzte. Unter übrigens der Kaiser von Marokko zu glei— 
zinweis darauf, daß das römische Voll hem Zweck an den Sonnenkönig gewendet. 
»enn Ruf, genieße, die schönsten und un⸗ Dem afrikanischen Herrscher hatte der Zu— 
piderstehlichsten Frauen zu besitzen, bat der dall ein Bild der Prinzessin Conti in die 
aiser den Papfsi, ihm eine seiner schön- dände gespielt, das sein Entzücken in sol⸗ 
ten Nichten zur Frau zu geben. Er machte hem Maße erregt hatte, daß er eine Ge— 
die Wahl aber von ganz bestimmten Bedin- sandtschaft nach Paris schickte mit dem Auf 
zungen abhängig. So sollte seine Zukünftige trag, die Hand des Originals von Lud— 
ucht mehr als 200 Monde zählen, die wig XIV. zu erbitten. Der Wunsch des 
Augen der Taube besitzen und die Lippen Kaisers blieb freilich ebenfalls unerfüllt, 
einter Schnecke. die sich vom Morgentau und seine Gesandtschaft trug am Hofe vop 
rührt; ihr Busen aber sollte so schmieg-⸗ Versailles nur einen unbeabsichtigten Hei— 
gam sein wie ein reifes Weizenkorn. Man lerkeitserfolg davon ieee *8 
Reht der chinesische Herr war nicht an— 
Der Holzschuh. 
Im Jahre 1717 verbot König Friedrich 
Pilhelm J. von Preußen die in Berlin sehr 
zeliebten hölzernen Pantinen mit Leder⸗ 
Appen, „weil das Pantinentragen zum 
Schaden und Nachteil der Schuster ge— 
chehe, denen dadurch die Nahrung entzo— 
zen werde“. Am 7. Dezember 1726 er—⸗ 
sietz der König ein neues Verbob: „weil 
zei jüngsthin geschehener Hausdurchsuchung 
gziele Vaare hölzerner Schuhe und Pantof—⸗ 
seln hin und wieder gefunden und wegge⸗ 
wmmen wurden. Wenn jemand noch ein⸗ 
nmal mit Holzschuhen getroffen werde, so 
iler mit Halseisen und Gefängnis be— 
Haft werden. Das Dorf aber, in dem 
oscher Frevel geschehe, solle 200 Dulkaten 
Strafe an die Rekrutenkasse zahlen“. Das 
war mehr als 70 Jahre hindurch in Preu— 
hen rechtens und erst Friedrich Wilhelm LI. 
erklärte am d. August 1795: „Da die Er— 
fahrung lehrt, daß bei vielen Beschäfti— 
zungen auf dem Lande die hölzernen 
Schuhe durchaus notwendig sind, indem das 
Leder die Nässe nicht genug abhält und 
der Landmann hin und wieder zu arm ist, 
sich zum täglichen Gebrauch Schuhe von 
Leder zu verschaffen, so hahen Wir Aller— 
höchst nachzugeben geruht, daß der Land— 
mann hölzerne Schuhe tragen und sich sel 
hige zum eigenen Gebrauch selbst verfer— 
tigen darf.“
	        
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