Volltext: Der Spaßvogel 1921 (1921)

zuch; richtig, es bammelte wieder. Schnell 
verfchwand es in der Tasche. Nur alles ver⸗ 
meiden, was Adelgundens Aerger herauf— 
heschwören könnte. So, äußerlich und in— 
gerlich gerüstet, schritt er zum Kampf hin— 
über ins Eßzimmer, wo Frau und Toch— 
der seiher mit dem zweiten Frühstück harr— 
„Guiten Morgen, guten Morgen, Mut— 
tel. Ihr habt wohl 
schon ein bissel 
lange guf mich war⸗ 
fen wüssen? Komm 
her, Fritzel, gib dei⸗ 
nem Vater einen 
Schmatz.“ Sch nun⸗ 
zelnd drückte er 
einen Kuß auf die 
weiße Stirn des rei⸗ 
zenden zjungen Mad⸗ 
chens das eben ge⸗ 
schäftig Butterbrote 
hon mächtigem Um— 
fange für dert Va— 
der zurechtmachte 
„Na, — Muttel, 
was sagste zu dei— 
nem Abk'atsch? Des 
Mädel wird di im— 
mer ähnliche Ganz 
so sahste aus, als 
n damels in 
der Fliederlaube den 
ersten Kuß gab. 
Berti, in Ge⸗ 
genwart des Kin⸗ 
des ““ 
Sie nannte ihn 
„Berti“, ihre Laune 
war also vorzüg⸗ 
lich. Der Sanitäts⸗ 
xat schmunzelte 
„Uebrigens biste 
immer noch ein Ka⸗ 
pitalweib, die keine 
aussticht,“ und daaeeeeee 
mit klopfte er die kleine rundliche, wohlge⸗ 
pflegte Rechte seiner Gattin, die fleißig an 
Ein Zaͤrtlicher Blick lohnte ihm seine 
Frigßi oder Friederike, wie sie von der 
Mutter genannt wurde, des Hauses Stolz 
und Zierde, schaute mit ihren blanken 
Augen die Eltern an. 
Ja, die Eltern führten wirklich eine 
glückliche Ehe, das heißt, Papa tat immer, 
vas Mama wollte und wünschte. Die mor 
ernen Ehen sollten so ganz anders sein 
Ob wohl der junge Kandidat Herder auch 
so ein Roderner war? Ach nein, das konnte 
sie nicht glauben, und ihre Gedanken gin— 
gen, während sie den Faden durch ihre 
Slopferei zog, ihre cigenen Wege. Es muß⸗ 
len sonnenbeschienene Wege sein, denn ein 
varmer weicher Zug lag auf dem frischen 
Mädchenge icht 
Eine Zeitlang 
herrschte in dem 
hehaglichen Raume 
Schweigen.Dem 
Sanitätsrat mun— 
dete sein Frühstück 
köstlich; wenigstens 
schien es o, denn 
eins der belegten 
Butterbrote nach 
dem anderen ver⸗ 
schwand. 
In Wahrheit 
aber aß er ganz 
mechanisch und 
uchte frampfhaft 
inen Nndie 
fungspunkt, um das 
Lesfräch auf sei en 
Reiseplan zu brin⸗ 
gen. Da ihm vor 
derhand aber nibts 
einsiel aß er, um 
wenigftens die Zeit 
auszufüllen.... 
Das lange 
Schweigen warde 
ihm jedoch auf die 
Dauer der Zeit un⸗ 
behaglich · „Nu 
iber raus mit den 
iefsten Tönen,“ 
Ermuntcrung selbst 
zu und begann mög⸗ 
lichst harmlos. 
Kinder, ich bekam soeben einen Brief — 
der mich sozusagen, gewissermaßen“ — hier 
räusperte er sich und faßte, als wäre ihm 
sein Kragen ein wenig zu enge, nach dem 
Halse — doch recht erregt, freudig er⸗ 
regt hat —— —B 8* 
Die Frau Sanitätsraͤt, die eben die 
defekten Ünterbeinkleider ihres Gebieters 
ins Licht hielt, um zu sehen, ob alle Schä— 
den ausgehessert wären, ließ die Arbeit auf— 
horchend sinken. I 
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Abklatsch? Das Mädel wird dir immer 
hnlicher. Ganz so sahste aus/ als ich dir 
damals in der Fliederlaube den ersten Kuß
	        
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