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Humoreske von Sidonie Judeich-Mierswac
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Machdruck verboten.)
Den Hohenfriedberger Ders leise
vor 8 hinpfeifend, schritt der Sanitäts—
rat Breitkopf wohl schon das dritte Mal
um den großen runden Tisch, der in der
Mitte seines Arbeitszimmers stand.
In der rechten Hand hielt er einen ge⸗
biffneten Brief, in den er ab und zu einen
scheuen, wie es schien, aber höchst wohl⸗
wollenden Blick warf. Auf dem jovialen,
pon der Sonne und dem Wind in seiner
Landpraxis geröteten Gesicht lag ein äußerst
vpergnügter Ausdruck, und je öster er das
Schreiben las, desto lustiger funkelten die
blauen Aeuglein unter den buschigen, wei—
ßen Brauen. Als er wohl das e
in den Brief geschaut hatte, wirbelte er
den grauen, eiwas herabhängenden Schnurr⸗
bart, mit der linken Hand martialisch in
die Höhe, und die Klänge des „Hohenfried⸗
berger Marsches“ gingen allmählich in die
ptiernden Töne des alten Studenten⸗
iedes „Gaudeamus“ über.
Immer schneller umkreiste ex den Tisch,
und immer rascher fslogen die kleinen, dik⸗
ken Beinchen, die in etwas kurzen Kamm⸗
— 8 steckten. Zuleßt sanden
em alten Hertn die hellen Schweißperlen
auf der Stirn, und, sein rotseidenes Ta—
schentuch aus der hinteren Rocktasche hervor—
ziehend, aus der, zum Zerger einer Gat⸗
tin, immer ein I sett davon hervor⸗
aute, trat ex an seinen Schreibtis —
dem, malerisch gruppiert, verblichene Bil⸗
der, Bänder und Mützen aus der Studen—
tenzeit hingen. Der alte Herr nickte den
Genossen röhlier Ingendzeit du.nasen
eine Mütze von der Wand und drückte
sie unternehmend auf sein allerdings schon
einige bedenkliche Lücken aufweisendes
——— Ein wohlgefälliger Blick streifte
abei den Spiegel, der zwischen den bei—
den mit weißen Gardinen verhüllten Fen⸗
stern hing und sein Bild, zurückwarf.
ZJawohl, jawohl,s wird, gemacht. Ich
fahre hin,“ murmelte er vor sich hin. „Ja—
wohl fahre ich hin, und niemand soll mich
daran bindern!“ Diese letzten Worte schrie
er in das stille Zimmer, als spräche er
mit einem unsichtharen Feind.
Dann hängte er die Mütze mit einer
raschen Bewegung wieder an ihren alten
Platz und begann Fien Rundlauf um den
Tisch von neuem. Dabci tanzten die Schöße
seines langen, schwarzen Gehrockes bei je—
der Bewegung rhhthmisch hin und her, und
nengierig schaute aus der Tasche das rot⸗
seidene Taschentuchzipfelchen hervor, als
wollte es fragen: Was geht vor, warum
erzürnt sich mein Gebiet?;
Jawohl werde ich hinfahren,“ knurrte
immer wütender der Sanitaͤtsrat, „und ich
werde euch beweisen, wer Herr im Hause ist,
ihr Frauensleute oder ich —
Und erlaube, Adelgunde, du mußt deine
Worte bes en Alfanzereien sind die
lustigen, fröhlichen Studententage nicht.“
Hier wuchs seine Stimme wieder drohend
an. Seine Augenbrauen standen wie zwet
Fragczeichen auf der gerunzelten Stirn, und
ipe Aeuglein schossen herausfordernde
„Donnerwetter, Paxapluie! Dagobert,
du bist ein Esel,“ lachte er plötzlich, s.
daß die rundliche Fülle unter seiner Weste
in merkliche Schwankungen geriet. „Warte
doch erst einmal ab, was deine bessere Hälfte
sagt. Freilich, als Kaufmannstochter hat
ie kein Verständnis dafür, was das heißt.
as fünfzigste Stiftungsfest seiner alten
Studentenverbindung zu seiern; aber ich
wexde es ihr pl FJ ibel machen. Herrgott.
so eine Spritze nach Breslau, die krempelt
den Menschen einmal um. Man will doch
auch mal wieder Großstodtluft genießen
man versauert ja ordentlich in dem pol—
nisch⸗deutschen Milieu hier in der kUeinen
Grenzstadt. Aber nun heißt's diplomatisch
zu Werke gehen J
Er warf einen Blick in den Spiegel,
zupfte seine Weste ordentlich und schob don
Schlips in die Nilte über das Chemisett
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