Volltext: Der Spaßvogel 1921 (1921)

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8 fi 2* A —“ 3— * * 2* 8* J * w 
Slizze von K. Linduer. 
Skizze von K. ner. 
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Mechdrug —* 
— 
Mademoiselle mon⸗ war unsere 
iortierwirtin in St. S. — Sie war in 
den Jahren, in denen den Frauen ketwe 
Diebeslieder mehr gehingen werden. Mit 
der Ergebenheit des Alters, das Unabün— 
derliches mit Gleichmut traͤgt, wadelte sie 
durchs Haus und strahlte viel Mütterlich— 
keit aus auf die fremden Eindringlinge 
„Meine Wiege hat im Elsabß gestanden,“ 
pflegte sie mit leisem Erröten, gleichsam zu 
hrer Entschuldigung zu sagen. 
WMWademoiselle war rundlich und lie 
henswürdig. Ein kleines Bärtchen gierte 
shre Oberlippe. Ein Puderwöllchen, das 
meist darü herlag, machte, daß dasselbe 
Haralteristischer wirlte. Aus einen runz⸗ 
sigen, mütterlichen Gesicht schauten ein paar 
schöne, jung gebliebene Augen freundlich 
auf all die Umwälzungen, die der Krieg 
für ihre Häuslichkeit mit sich brachte. 
Mademoiselle sprach ein drolliges 
Deutsch mit uns und verpbhnte gm gller⸗ 
meisten unseren kleinen blonden Sanitäts- 
unterofttzier Jogchim Krause. Er war der 
Züngste in der KFompagnie. Ter Mutter⸗ 
ohn wie wir g3 nannten. Er war von 
Anverwüstlicher Iröhlichkeit und durfle lich 
Mademoiselle Fleurons gegenüber die ge— 
wagtesten Stresche erlauben. Einhrüche und 
Ind ee Raubzũge in die Speise⸗ 
kammer verzieh sie dem Muttersohn mit 
zinem Lächeln und einenn: Hattet wohl 
Hunger, mein Kerlchen?“ Urber somtige 
feine Enmgleisungen ging lie mit einem: 
Aer seien so ijung noch“ — nachlichtig 
Es war eines Abends im Mai. Wir 
feierten den Geburtstag eines Kameraden, 
der Muttersohn hatte Wademoiselle eine 
ganze Anzahl Flaschen Wein und sonstige 
Bestandteile einer ausreichenden Bowle ab⸗ 
uschmeicheln gewutttz. 
DTufteschwer hing der Fruhlingsabend 
ber uralten Bäumen und verschnittenen 
Tarusheden, in denen es geschäftig hin 
Ad her huschne, zuinscherie und rpte, ich 
non Jamilien orgen und ⸗reuden erzãhlte 
uind gar emsig dabei war, der Liebe ein 
Rest gu bauen. Duf dem höchsten Wipfel 
der iiet Platane, unter der wir 
aßen, sang ein ι einer Ehelie bsten 
zin Liebeslied. Und der Muttersohn 
schenkte die Glaser voll duftenden Mai 
weines, während Madenwiselle auf hoch 
—ER 
umsorgte. — Behaglich war's und man 
hätte guf Stunden vergessen bönnen, daß 
28 Feindesland war, in dem wir sasen. 
Daß draußen der Tod lauerte und die Ver⸗ 
nichtungg. — 
Wie das so Jlommt an schönen Frih 
singsabenden, wo i oder drei Deutsche 
ich zusammengefunden haben, lei es lelbie 
in einem rauodihen Sgrten — einen von 
ihnen wird das Heimweh Ubermannen. Er 
wird ein bißchen lentimental werden, wirs 
chwärmen und zu singen anheben. 
TDTer ehe hatte eine Laute her⸗ 
beigeholt, die er auf dem Boden „entdeckt“ 
und neu bezogen und gesttimmt hatte. Und 
o fing es gar bald in Mademoiselles stib⸗ 
em Garten gn zu kllingen und zu singen 
Feine franzdlischen —A— und lust gen 
Schelmenliedchen, wie sie donst wohl erhun⸗ 
—8 lein mochten. Alte deutsche Volkslieder 
rug der Wind durch die Frühlingsnacht 
Ind Mademoiselle sahß dabei, u leud⸗ 
ende Augen und einen verträumten Aus— 
ö dem ESchien 
wieder einmal vergessen zu haben, daß sie 
zigentlich eine Französin war und mitten 
unter Prussiens“ saß den verhahten Fein⸗ 
— —— Schon so oft war sie 
von ihren Kandsleuten scheel oehen or ra 
den, um ihrer Dentichemrenndichast winen— 
Aber sie —5 ihre heimlichen Sticheleien 
mit Gleichmut. Da sie wohlhabend und 
durchaus znabhängig war, und da ihr Mut- 
terlichleit im Blut zu liegen schien, lonnte 
man ihr nichts weiter anhaben. 
Eine stattliche Anzahl Glaser hatten 
geleext, abensopiele Lieder gelungen.
	        
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