Volltext: Der Spaßvogel 1921 (1921)

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Beranda, er soll sie suchen, wemt er jsetzt 
snoch kommt — aber, er wird wohl über— 
haupt nicht kommen! Krampfhaft sucht sie 
ich in einem russischen Roman zu ver— 
iefen; dieser, den sie sonst so abfällig 
bdeurteilte, wird zu ihrer heutigen Stim— 
nung passen. 
Alfreds Automobil, fährt vor. Hedwig 
shrt sich nicht — keinen Schritt wird sie 
ihm entgegengehen; er soll sich demüti— 
den, zu dem sie sonst so emporgesehen. 
Die überreizten Ner— 
ven lassen die junge 
drau zitternd auf 
en so lange erwar— 
teten Schritt ihres 
Mannes horchen. Aber 
er kommt nicht! Sie 
jört, wie die Fen—⸗— 
der und Läden des 
Salons wieder ge— 
ichlossen werden, hört 
ein Kommen und Ge⸗ 
den und lebhafte 
Stimmen, sonst nichts. 
Kein Alfred“ 
Sie lauscht ange⸗ 
gengt . Da er⸗ 
lingt leise eine wohl— 
bekannte Melodie: 
Stille Nacht, heilige 
Nacht Und in 
die weihnachtlichen 
Klänge tönt es läut 
und deutlich wie der 
Klang der Weih— 
nachtsglocken. Ein an⸗ 
deres Lied folgt: Es 
it ein Reis entsprun⸗— 
den, aus einer Jung— 
frau zart 
Das Grammophon. 
das einige Zimmer 
veit entfernt aufge⸗ 
tellt ist. macht seine 
Sache gut. Es lodert 
den häßlichen Ring 
am das Herz der jungen Frau durch seine 
rommen Festesklänge und läßt sie näher 
nd näher kommen. Zuerst hat sie noch 
dedacht: Ah, bah, ex will mich weich ma⸗— 
Hen! Aber, wider Willen treten ihr die 
Tränen in die Augen. Die Töne dringen 
aus dem Salon und zugleich etwas an⸗ 
deres; ein Duft von Tanne und Harz, 
q Duft von einem brennenden Chrine 
baummm 4 
In der Ealonture steht strahlend und 
szhidlich, faft wie ein jubelndes Kind, ihr 
Mann. „Armes Schatzerl, hast so lange 
auf dein bißchen Weihnachtsfreude warten 
müssen! So recht gut wollte ich's ma— 
hen und dir ein Stückchen Heimat in die 
Fremde verpflanzen, und darüber ist's so 
spät geworden.“ V00 
Hedwig liegt an ihres Mannes Brust 
und schluchzt und weint herzbrechend: „Ich 
hahe mich so furchtbar geängstigt 5.* 
Sie kann doch den gütigen Mann nicht 
kränken. indem sie ihm gesteht, was für 
sablqe Gedanken 
je gehegt; sie schämt 
sich. Er aber lüftet 
zärtlich ihr blondes 
Köpfchen; „Nun muß 
mein Frauchen sich 
doch auch ansehen, 
was das Christlind⸗ 
chen ihr gebracht hat. 
Ein Christbaum! 
eine leibhaflige Tan— 
ne! Schlank und zier— 
lich steht der Baum 
des Nordens in der 
Stube; glänzende Sil— 
berfäden hängen in 
dem dunkelgrünen Ge⸗— 
äst, vergoldete Nüsse, 
Ketten und Sterne, 
brennende Lichtchen 
sengen die Tannen— 
zweige an und senden 
den wohlbekaͤnnten 
Duft in die Stube, 
gerade wie zu Hause! 
Und, gerade wie zu 
Zeue schlingt sich ein 
nd durch die 
Aeste: Ehre sei Gott 
in der Höhe und 
Friede den Menschen 
auf Erden, die eines 
guten Willens sind. 
Sedwig preßt die 
Zähne auf die Lip⸗ 
. den? Wie sollte sie 
nicht duten Willens sein! An alles hat 
er gedacht, jeden kleinen Wunsch berück— 
sichtigt, den sie einmal Subert nichts 
n nicht einmal die ESämereien heimi— 
cher Küchenkräuteeer.. 
„Du mußt ja förmlich über meine 
Wünsche geführt haben “““.. 
.Alfred, strahlt über das ganze mänt⸗ 
liche Gesicht. „Und sie hier, von Muttern!“ 
Herrliche Sachen, die einen dunkelrosigen 
Schimmer auf der jungen Frau Antlitz her⸗ 
oorrusen und beide glüchselig Auge in 
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Deutschland; aber nicht minder schßö. 
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