Volltext: Der Spaßvogel 1918 (1918)

Kaser Frunz doset . 
alser von Oesterreich, König von Ungarn, 
zeboren am 18. August 1830, gestorben am 
21. Nopember 1913. 
Trotz des hohen Alters lam die Tobes— 
zachricht für die Oeffentlichleit überraschend. 
RNur von einer leichten Erkältung hatte man 
gehört. Der Zustand hat erst am Todestage 
die gefährliche Wendung genommen. Ja, der 
Kaiser hatte sich erst, drei Stunden vor dem 
Verscheiden dazu Jersiguden, das Bett quf⸗ 
asuchen. Nun stellte sich rascher Kräfteverfall 
ein. 
Kaiser Franz Josef bestieg am 2. De⸗ 
zember 1848 den Kaiserthron von Qestexreich 
Ind den Königsthron von Ungarn. Während 
einer 8bjährigen Lebenszeit lentte er 68 Jahre 
die Geschicke dieser beiden Staatswesen. Seine 
Negierung war angefüllt, mit großen, bedeut⸗ 
amen Ereignissen, von denen die meisten dem 
dlen Herrscher hiele schwere Stunden und 
Sorgen bereitet Haben. Dazu hat ihm das 
deben einen großen Kelch persönlicher Leiden 
eiht — B 
eit wohl selten ein gekröntes Haupt hat In⸗ 
sten müssen. 
Wenn man erkennen will, was ein Furst 
warklich ist, so muß man in sein Land gehen, 
unt dort die Stimmen zu hören. Franz Jo— 
efs. hatte keinen Feind. Das drückte sich 
unzweideutig in der Art aus, in der er lebte, 
in der Sorglosigkeit, mit der er hinaustrat in 
die Deffentlichkeit. In anderen Residenzen 
werden die Straßen von Militär und Polize! 
graepertt wenn der Monarch sie passiert, 
der Pulsschlag des geschäftlichen Lebens stodt 
zine Weise, wenn Fürsten aus ihrem Hause 
reten. Anders in Wien. Cin schlichter Wagen, 
der ein kaum sichtbares Wappen trug. Ein 
pgar edle Pferde waren ihm vorg espannt. Ein 
ann in grauem Offiziersmantel saß in seinem 
Fond, ein General daneben. Ein Laklai neben 
dem Kutscher auf dem Bock. Das war des 
Kaisers Gefährt! In flottem Trab ging es 
ans der Hofburg durch die Marighilferstraße 
aach Schönbrunn hinaus, dem alten Kaiser⸗ 
halast. Viele Jahrzehnte lebte Kgiser Frang 
Ivsef ganz nach der Uhr. Jede Stunde des 
FTages war geregelt. Dabei sein Leben von 
infachheit des Pürgers, jedem Prunde 
BHat er auch das siegreiche Ende des blu⸗ 
igen Ningens nicht erlebt, er konnte doch das 
röstliche Bewuhlsein mit ins Grab nehmen: 
sein geliehtes Oesterreich wird nicht unter⸗ 
ehen, sondern siegreich zu neuer Blunte er dehem. 
gy 
Kurl . 
Kalser pon Oesterxeich, König von Ungarn, 
gehören am 17. August 1887, bestieg ben 
Thron am 21. November 191416. 
RKaiser Karl ist seit dem 21. Oltobert 
1811 permählt mit der Prinzessin Zita von 
Bourbon⸗Parma. Tochter des Herzogs No— 
hert J. von Parma und seiner Gemoahlin. 
Herzogin Maria Antonig, Prinzessin von Bro⸗ 
ganza, Infantin von Portugall.— 
Des Kaisers Großvater, Erzherzog Start 
Ludwig, gestorben 1896, ist der Bruder des 
verstorbenen Kaisers. Die Thronfolge fiel bei 
seinem Tode auf seinen ältesten Sohn Erz— 
herzog Franz Ferdinand, der am 28. Juli 
1914 nit seiner Gemahlin Herzogin von Ho— 
henberg den Kugeln serbischer Attentäter er 
lag. PHer jüungere Bruder dieses so tragisch 
gus dem Leben geschiedenen hoffnungsvollen 
Thronfolgers, Erzherzog Otto, war ihm be— 
reits im Jahre 1906 im Tode vorausgegan 
gen; o war sein ältester Sohn, Karl Fram 
Foseph, der erste Anwärter auf den Thron 
Jeworden, den er jetzt als Kaiser Karl be— 
tiegen hat. — 
Der junge Erzherzog zeichnete sich on 
als Student durch khlares und rasches Arteil, 
Juigen Charakter und sgrudenden Wiß aus. 
Besonders hat er ein selten treues Gedücht 
nis, und Versonen, deren Namen ihm einmal 
genannt wurden, vergißt er nicht mehr. 
RKaiser Karl ist eine jugendlich schöne Ge— 
stalt. elastisch, lebhaft, voll unge⸗ 
ee Teilnahme, mit gutmütigem, freund 
schem Blid steht er inmitten seiner Umgebung. 
Die Herzen der Soldaten vom höchsten Offi— 
zier dis zum gemeinen Mann schlagen ihm 
in Liebe und Bewunderung entgegen. Seine 
wahrhaft edle Gesinnung spricht sich schon aus 
in den Schlußsätzen des Manifestes, worin 
er einen Volkern den Antritt der Regierung 
kundtut. Darin heißt eßß 
„Meinen Völkern will Ich ein gerechte: 
und liebevoller Jugt werden. .. Als kgt 
bares Erbe Meiner Vorfahren übernehme Idh 
die Anhänglichkeit, die im Vertrauen Voll 
und König umschließt. Dieses Vermächtnis 
soll mir die Kraft verleihen, den Pflichten 
Meines hohen und schweren Herrscherantes 
gerecht zu werden. Durchdrungen von dem 
Flauben an die unvernichtbare, Lebenskraft 
Hesterreich Ungarns, beseelt von inniger Liebe 
d einen Vöolkern, will Ich Mein Leben und 
Meine ganze Kraft in den Lienst dieser hohen 
Aufgabe stellen.“ α
	        
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