Volltext: Der Spaßvogel 1916 (12. 1916)

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hättest schon den letzten Seufzer getan, so 
würdest Du doch wieder aufleben, sobald nur 
jemand ein paar Worte über ein gutes Ge¬ 
richt reden .würde 
oder unsere 
Schweine zu 
schreien anfingen. 
Aber das 
Schändlichste ist 
doch, daß Du 
mich bewogst, 
das Schwein einen 
ganzen Monat 
zu früh zu 
schlachten, es 
würde doch si¬ 
cher zehn Pfund 
schwerer geworden 
sein, wenn ich es 
noch so lange hätte 
frei herumlaufen 
lassen." 
Ellen war böse, als sie zur Tür hinaus¬ 
schoß, während Jens jammernd rief: „3a, aber 
ich kann doch nichts.dabei machen. Mutter!" 
Ein'gr 2>ge spä¬ 
ter, nachdem Jens 
die Sippe bekom¬ 
men h^tte, erklär¬ 
te er, daß er schon 
etwis im Bett sit¬ 
zen könne. Und als 
die Würste und die 
Sülze zu Ende wa¬ 
ren hatte Jens sich 
ganz erholt. Wie 
lange er es noch 
macht, weih ich 
nicht, aber er sieht 
nicht darnach aus, 
als ob er Ellen 
während der näch¬ 
sten 10 Jahre zur 
Witwe machen wirb. 
Wahres Geschichtchen. Leutnant von 
Perlwitz befiehlt eines Mittags seinem Bur¬ 
schen Stanislaus Eholiajewski: „Mag heute 
kommen, wer will — ich bin für keinen 
Menschen zu sprechen. Befell, Herr 
Leitnam!" antwortet Stanislaus und 
begibt sich ans Putzen, während sich der Leut¬ 
nant, von verschiedenen Festessen ermüdet, 
aufs Ohr legt... „Nun?" fragt er abends den 
intelligenten Stanislaus, „ist jemand hier ge¬ 
wesen?" . . . „Befell, Herr Leitnam," grinst 
der, „waren da drei Kerle mit Rechnung, zwei 
Weinreisende und Bater von Herrn Seit- 
nctim" . . . „Was — mein Vater? Rindvieh, 
und Du hast ihn nicht vorgelassen?" . . . 
„Herr Leitnam hatten befallen, Herr Leit¬ 
nam ist für keinen Menschen zu sprechen," sagt 
Stanislaus. — „Schafskopf, für meinen Vater 
bin ich natürlich immer zu Hause, verstan¬ 
den?!" . . . „Befell, Herr Leitnam ..." — 
— Vierzehn Tage später kommt der alte Herr 
von Perlwitz wieder. „Run, ist mein Sohn 
zu Hause?" fragt er den ihm öffnenden Stanis¬ 
laus. „Befell," antwortet der biedere Pole, 
„Herr Leitnam ist zu Hause. . ." Befriedigt 
tritt der alte Herr ein. Leider vermag er aber 
den Sohn nirgends zu finden: Wohnzimmer, 
Schlafzimmer, Burschengelatz, Flur — alles 
ist leer. „Aber was soll bettn das heißen?!" 
schreit er ärgerlich den stupide grinsenden Sta¬ 
nislaus an, „mein Sohn ist ja ausgegangen!" 
. . . „Befell," sagt Stanislaus mit stoischem 
Gleichmut, „Herr Leitnam ist ausgegangen; 
Herr Leitnam hat aber befallen, für feinen 
Vater isterimmerzuHaus e!" 
Stimmung. Frau Reumann war drei 
Wochen auf Verwandtenbesuch. Gestern abends 
ist sie zurückgekehrt. Nach der ersten stürmischen 
Begrüßung mit ihrem Legitimen zog sie sich 
in ihre Gemächer zurück, wo das Hausmädchen 
ihr beim Auspacken half. „Na, mein Mann 
scheint mich ja sehr vermißt zu haben." „Ach, 
wissen Sie, gnädige Frau, die erste Zeit, da 
ging's ja noch; aber heute, den ganzen Tag 
war er wie verzweifelt!" — 
Das Ehepaar war auf der Hochzeitsreise. 
Sie wohnten in einem Hotelzimmer und liebten 
sich zärtlich. Eines Morgens ging der Ehe¬ 
mann aus. AIs er zurückkam, verlief er sich 
in der Etage und geriet an eine falsche Tür. 
Er klopfte: „Süßerte, mach auf — mein Zucker¬ 
kindchen, mein Honigmündchen, ich bin's." — 
Da antwortete eine tiefe Stimme hinter der 
Tür: „Donnerwetter, hier ist doch ein Bade¬ 
zimmer — und kein Konfitürenladen!"
	        
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