Volltext: Der Spaßvogel 1916 (12. 1916)

beitee kochen und ihm ein Kräuterteen un¬ 
ters Herz legen. , 
„Mutter. Mutter, ich ertrag's nicht mehr 
länger, wie das Fieber nun wieder m nur 
rast — ach, ich elender Kerl, wenn ich s doch 
nur los wäre, ja, ja, ja — — —“ 
„Hör', Mutter, es linderte doch gut, als 
Du vorlasest, versuch's noch mal, es könnte 
doch sein, daß es dann besser würde." 
Ellen wühlt lange in der Komodenschub- 
lade, endlich findet sie ein dünnes Heft, mit 
dem sie sich auf die Bettkante setzt 
„Dies ist nichts 
von Speisungen» 
damit Du mcht 
wieder solche sün¬ 
dige Gelüste be¬ 
kommst, die nicht 
für eine Seele 
passen, die bald 
von hier fort 
soll- Dies hier 
ist eine Leichrn- 
rede, die für un¬ 
sern alten Predi¬ 
ger z r Erntezeit 
gehalten w.rde, 
und weil sie bei 
dieser Gelegenheit 
gut paßt, kannst 
Du Dich noch mal 
über sie freuen. 
Du meintest ja 
damals, als Du 
sie hörtest, sie 
wäre so besonders 
schön.“ — Ellen 
liest laut und 
schwerfäll'g. Als 
sie ungefähr halb 
damit zu Ende 
ist, sagt Jens 
weinend: 
„Ellen, hör' bloß auf — der Schweiß rie¬ 
selt mir nur so den Rücken herunter — es 
ist mir g’rad so, als läge ich schon int Grabe; 
ich sehe deutlich den Pastor und den Schul¬ 
lehrer und das Leichengefolge — ja, auch 
die Glocken höre ich schon läuten, mir wird 
so traurig zu Mute, Mutter.“ 
Jens schluchzt und zittert, während Ellen 
die Leichenrede wieder in die Schublade legt 
„Sieh', nun wird mir wieder leichter, 
ich fühle das Fieber nicht mehr — Iah uns 
ein wenig drüber reden, wie es mit Dir ge¬ 
hen wird, wenn ich tot bin. — Am Hause, 
finde' ich, brauchst nichts machen zu lassen, 
das malen und tapezieren in der obersten 
Stube kannst Du gern sparen — aber der 
Stall muh etwas mit Stroh gedeckt wer¬ 
den, das ist notwendig. — Dann sind da 
ein paar Fuhren Dünger, die verkauft wer¬ 
den können; ich habe mit Morten Jenseit 
darüber gesprochen, er will sie gern kaufen, 
und dann ist es am besten, bah Du das 
Geld zu dem übrigen auf die Sparkasse 
bringst. Wenn Du dich nun noch mal wie¬ 
der verheiraten möchtest, so hab' ich schon mit 
Jörgen Jeppesen geredet, und er ist nicht 
abgeneigt, hier ins Haus zu kommen, wenn 
er seine Schwei¬ 
nezucht hier fort¬ 
setzen kann — 
denn die wollte 
er der Alten we¬ 
gen nicht aufge¬ 
ben, wie et 
sagte; aber Du 
weißt ja in die¬ 
ser Sache Be¬ 
scheid, sodah es 
daran nicht schei¬ 
tern wird, und 
über alles an¬ 
dere wrrcet Ihr 
Euch schon einig. 
Du weiht ja 
auch, dah er et¬ 
was Geld hat, 
wie viel, habe ich 
nicht aus ihm 
Herauskriegen 
können, aber er 
ist ja immer so 
sparsam gewesen, 
daß ich glaube, 
es wird wohl 
nicht so wenig 
sein. — Ach, ja, 
nun kommt das 
Fieber wieder, 
Iah uns nun zu Ende kommen, dann tmrb’s 
vielleicht etwas besser werden. Also nun vom 
Begräbnis; es braucht ja keine grohe Trauer¬ 
feier zu sein, aber Du muht jedenfalls fti 
eine ordentliche Bewirtung sorgen. Alter 
französischer Wein für die Frauenzimmer um 
die Kranzbinderinnen und Schnaps und BV 
für die Mannsleute. Ein alter Römer fiit 
die Träger wäre auch ganz am Platz. " 
Und dann Mutter, ist es wohl atn besten, 
Du schlachtest das eine der Schweine, M 
etwas frische Ehware zu bekommen — etwas 
Schweinebraten und Sülze ist ja schon ge¬ 
nug — ja, das ist es! — — —. Nun 
kommt die Hitze wieder — nein, nein, W
	        
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