„Die Sache ist ganz schön unb nett."
sprach der Bankier unb klopfte mit ben bü¬
ken Fingern auf sein Bäuchlein, „doch, mein
Bester, sind Sie wohl auch in der Lage, mit
Ihrer Kunst eine Frau Ihrem Stanbe ent¬
sprechend zu ernähren?"
„Aber, Herr Bankier," fiel da Kaspar
fast beleidigt ein, „sehen Sie, heute erst er¬
hielt, ich den freudigen Bescheid, daß mein
jüngstes Bild „Das neue Jahr" in der Kunst¬
ausstellung von Paris einen Amerikaner zum
Käufer gefunden hat und . .
„Ah, meine innige Gratulation, Herr
Wiedehopf, zu diesem großartigen Erfolg.
Wie sind Sie doch bescheiden!"
„Bitte, bitte,," wehrte Kaspar ab, dem die
Lüge im Herzen Brannte
„Doch," fuhr Elwmas Papa weiter, „Sie
werden entschuldigen, wenn ich als Vater
meiner Tochter au Sie noch eine wichtige
Frage richte! Künstler haben nicht selten auch
• Nun: wie soll ich sagen —■— —"
„Schulden, meinen Sie," half mit ver¬
stohlenem Lachen Kaspar darauf, „nein, Herr
Bankier, ich habe zwar kein Bares Vermö¬
gen. aber Schulden. . . (Sott Bewahre mich
davor!"
„Schon gut, schon gut. Dann noch et¬
was : Sie lieben also unsere Elwina wirk¬
lich?"
„Ach, wie Sie nur so fragen können,
v wenn Sie wüßten . . ."
„Na dann, wenn Elwina nichts dagegen
hat und sich die Sache so verhält, wie Sie
mir soeben sagten. .
„Ader ich bitte Sie. Herr Bankier, Sie
ztoetfeln doch an meiner WahrheitslieBe
nicht?"
"Das nicht, aber ... na ja. dann mei¬
nen Segen iiBer euch, dann sei Mein Kind
mit ihren 30.000 Mark — Ihr Eigen!"
Gott! war das ein Wort. War das ein
^ubel, der nun in Kaspars Herzen losbrach,
^olch ein Namentagsgeschenk hatte er sein
Leben lang noch nicht erhalten.
Beruf6'1“ ^ ein wunderhübscher
Vor übergroßer Freude stieg Kaspar im
Gorraum an den Kleiderständer, daß „sein"
Zylinder vom Rahmen auf den Boden zu
Füßen des Herrn Schmalbein kollerte.
„Das bedeutet Unglück. Herr Wiede¬
hopf," sprach dieser und hob ihn auf.
„Unglück?" lachte Kaspar auf, „wie könnt«
ein Zylinder Unglück Bringen?"
Für ihn gaB es doch überhaupt kein Un¬
glück mehr. In seinem Kopfe schwirrten dir
Gedanken durcheinander,- er war Berauscht
von Glück und JuBeL
Auf dem Heimweg in später Nacht stand
die Zukunft sorgenlos vor seinem Geiste und
im Traume sah er dreißig Braune Lappen,
mit welchen er auf weichem Sofa mit El¬
wina spielte.
Allein — es ist gar häßlich hier auf
Erden eingerichtet, daß bei den Rosen gleich
die Dornen steh'n.
Noch lag Herr Wiedehopf vom süßen
Schlaf umfangen in den Daunen, als in sei¬
nem Zimmer die Glocke schrill erklang unb
zwei Minuten später ein Bote einen Brief
und Paket üBergaB:
Kaspar rieb sich die Augen aus und fas:
Geehrter Herr!
-HaBen Sie die Güte, dem Ue&erBringer
dieses Briefes den Hut des Herrn Balthasar
SchmalBein zu geben, den Sie gestern abends
mit dem „Ihrigen" verwechselt haßen. „Ihr"
Hut folgt anBei
Geehrter Herr! Ihre Wahrheitsliebe,
ist nicht allzu groß. Sie haBen mich gestern
Ichändlick) hintergehen wollen. Doch „Ihr"
Zylinder hat Sie verraten. Mit Elwmas
Heirat wird es nichts und wollen Sie den
Grund htefiir erfahren, bann, bitte, lesen
tote nur Ihre Huteinlagen. Habe ich durch
“95 Lesen so intimer Sachen auch eine In¬
diskretion Begangen, so mußte ich dies tun,
um den Besitzer des Zylinders zu ermitteln,
oa der Hut mit I. M. und nicht mit den
Anfangsbuchstaben Ihres Namens K. W.
gezeichnet war. Melchior Zwicknage!.
.,^afP,ars Augen wurden groß und größer.
Hastig riß er das übersandte Paket auf, da
lagen im Zylinder seines Freundes Isidor:
der abschlägige Brief der Kunstausstellung
von Paris Betreff fein jüngstes Werk: „Das
ilc^® : bann eine Schneiderrechnung
auf 600 Mark und eine Spielschuld von nicht
weniger als 3000 Mars.
«~ CE Eile hatte er also diese unheil¬
vollen Dokumente als .Huteinlagen benutzt.
Kaspar griff sich an die Stirne und stöhnte
auf; „5j, der Unglückshut und mein — ent¬
schwundener Berus!"