Volltext: Der Spaßvogel 1916 (12. 1916)

hendigkeit wieder in die Höhe und machte An¬ 
stalten in das Zimmer zurückzusteigen. — aber 
Frau Montre schrie: „Retten Sie sich auf's 
Dach!" Von unten tönte ein Schutz und die 
Kugel schlug einige Meter von ihm entfernt in 
das Gemäuer und das gab ihm die nötige 
Energie, sich mit einigen Griffen über die Dach¬ 
rinne hinüber auf das Dach zu schwingen. Oben 
auf dem Firste reitend, hatte er einige Augen¬ 
blicke Ruhe und sah keuchend auf seine zerschun- 
denen Hände. Er hatte eben den Entschluß ge¬ 
faßt, sich feinen Verfolgern auf Gnade und Un¬ 
gnade zu ergeben, da tauchte das Bulldoggen- 
gesicht über der Dachrinne auf. ein breites 
Messer zwischen den Zähnen haltend. — a la 
Räuber aus den Abbruzzen, — Mordlust in 
den Augen. Larer retirierte auf die andere 
Seite, wieder mit Hilfe des Blitzableiters. Mit 
Unbehagen sah er. datz die Villa auf dieser 
Seite direkt von dem See bespült wurde. Aber 
^erJ?9„ seine einzige Rettung. Kaum war er 
m Wasser, als auch sein Verfolger oben er¬ 
schien. Larer schwamm, wie er noch nie in seinem 
Leben geschwommen war und hinter ihm her 
stürzte sich die Meute, voran der Mann, dann 
die Stallburschen und die Mägde, in den See. 
Triefend schleppte er sich an's Land und 
rannte heimwärts und hielt nicht eher ein, als 
bis er, halbtot, in seiner Wohnung angekom¬ 
men war. 
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Erne halbe Stunde später klopfte es und 
als er. den, Revolver m der Faust, öffnete, 
stand zu fernem matzlosen Erstaunen Claire 
vor ihm. Sie hielt ihm lachend die Hände hin: 
"Sie waren wundervoll. Herr Larer. einfach 
wundervoll! Hätten Sie nicht Lust, unserer 
Kompagme beizutreten?" 
. , Larer war starr. Seine reizende Besucherin 
fuhr fort. „Sie haben doch gleich gemerkt, datz 
das ganze nur Komödie war und wir Auf¬ 
nahmen für den Kinematographen mimen! Der 
heutige Film ist einfach prachtvoll!" 
„Waaas?" 
„Na ja. unser Hauptakrobat hat sich ge¬ 
stern den Futz verstaucht" — 
ich nun das Genick gebrochen 
„Wenn 
hätte?" 
FstQte ftc mit reizendem Lächeln, 
„cm Mann wie Sie!! — Ich habe Sie ja 
erst probcklettern lassen. Der Sonnen- 
schrrm! — 
,, "Das ist unerhört!" rief Larer. war aber 
schon besänftigt, sonst hätte er die Einladung 
zum Souper nicht angenommen. 
Aber er lehnte jede weitere Mitwirkung „als 
Gast" energisch ab. — mit Rücksicht auf seine 
Frau, wie er sagte. 
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8** reheiimiisdole -Luche». 
3n den „Münchener Neuesten Nachrichten" 
öertajtet etn junger Münchener über „acht Mo- 
Ee m russischer Kriegsgefangenschaft" und er¬ 
zählt dabei eine Anekdote, die die russischen 
Kulturzustände auf dem Lande belustigend 
charakterisiert. In Iarensk bauten sich ein paar 
Deutsche aus hygienischen Gründen in der 
.nahe ihres Hauses ein kleines Bretterhäuschen. 
r*r5rfte Ais. aus begreiflichen Gründen, ver¬ 
schlossen hielten. Das fiel den Bauern doch auf. 
besonders auch, weil die Deutschen immer Zei- 
ulngen m der Hand hatten, wenn sie das 
tauschen besuchten. Sie zeigten es der Polizei 
?n und eines Tages kam ein Polizist und ver¬ 
engte den Schlüssel zu dem geheimnisvollen 
tauschen. Er hat nur einen Blick hineingewor¬ 
fen. Dann hat er gelacht und hat den Deutschen 
m Schlüssel zu dem Häuschen wieder gegeben. 
-Lie russischen Bauern aber konnten sich nicht 
genug wundern, datz die Regierung den Deut- 
fortz ^|s * ihr geheimnisvolles Treiben 
Munitionsverbrauch Im Kriege. 
Auf Grund .früherer Ergebnisse nimmt 
man m französischen und englischen Militär¬ 
kreisen den täglichen Verbrauch von Munition 
tn einem modernen Kriege an einem Schlacht¬ 
tage auf 250 Patronen für jedes Gewehr an. 
Die Munitionsausrüstung des deutschen In¬ 
fanteristen beträgt 170 Patronen Taschen- 
munmon und weitere 70 werden für jeden 
Mann auf dem Kompagniewagen mitgeführt. 
Dazu kommt dann noch die Munitionsreserve, 
die die einzelnen Munitionskolonnen der Ar¬ 
meekorps den jeweiligen Brigaden nachfahren. 
Be» der Artillerie hat sich der Munitions¬ 
aufwand tn den letzten Jahrzehnten noch mehr 
gesteigert als bei der Infanterie. Während die' 
russischen Geschütze bei Liauyang 240, am 
Schaho 130 und bei Mukden angeblich sogar 
480 Schüsse abgaben, treffen 1870/71 bei St. 
Privat 53, bei Wörth 40 und bei Sedan 
sogar nur 37 Schüsse auf jede Kanone.
	        
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