Volltext: Der Spaßvogel 1916 (12. 1916)

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nenzapfen nicht zu bewegen, herunter zu kom¬ 
men. 
Ratlos stand die Dame da und schaute 
sich hilfesuchend um. So eine Gelegenheit darf 
man sich nicht entgehen lassen, dachte Laxer 
und ging an die Unfallstelle. „Wenn Sie ge¬ 
statten, meine Gnädige, den werden wir gleich 
haben!" Die Dame errötete entzückend und 
meinte, es wäre riesig nett von ihm, dabei warf 
fre chm einen dankbaren Blick zu, der ihm das 
Klettern zu einem wahren Genutz machte. 
Und sein Lohn blieb nicht aus. Die Dame 
drückte mit großer Innigkeit feine Hand und 
schloß dte Bemerkung daran» daß er wahr¬ 
scheinlich ein Sportsmann sei. „Oh!" — Er 
fühlte sich geschmeichelt, „das war wirklich kin¬ 
derleicht," versicherte er, „natürlich mutz man 
etwas trainiert sein, aber mit Tennis, Reiten, 
Ski und fo weiter, da rostet man nicht ein." 
■jhre offenkundige Bewunderung seiner Lei¬ 
stung tat ihm sehr wohl. 
„Schwimmen Sie auch?" fragte sie. 
„Wie eine Otter," bestätigte er und war 
selig darüber, datz die Dame solches Interesse 
für ferne sportlichen Instinkte zeigte. 
Im Laufe des Gesprächs hörte er dann 
von ihr, daß sie mit einer verheirateten Freun¬ 
din die Seevilla bewohnte und gestern erst an¬ 
gelangt sei. 
, „Da kommt meine Freundin!" rief sie und 
winkte mit dem Sonnenschirm, dann eilte sie 
ihr entgegen und sprach, ihren Arm nehmend, 
eifrig auf sie ein. Die Freundin, welche fast 
noch hübscher und nur wenig älter war als 
sie, gefiel ihm noch besser. Besonders, als er 
eine Einladung zum Tee erhielt! 
Das Gewissen schlug ihm aber doch, als er 
punkt vier die Türglocke an der Seevilla in Be¬ 
wegung setzte. Frau Montre öffnete ihm selbst 
und führte ihn in ein lauschiges Boudoir. Sie 
bemerkte sein Erstaunen, datz der Tisch nur für 
ztvet gedeckt war und rief mit behexendem Lä¬ 
cheln: „Sie müssen schon mit mir allein vorlieb 
nehmen; Glatte kommt erst gegen fünf." Laxer 
war verlegen. Die Situation, er, als verhei¬ 
rateter Mann mit einer gleichfalls verheirate¬ 
ten Dante allein in einem kleinen Boudoir, er¬ 
schien thm etwas unheimlich. Aber die junge 
Frau plauderte entzückt und ertränkte feine auf» 
steigenden Bedenken in einem Schwall von 
getstreichen Pikanterien. datz er bald, sehr 
bald, sein Gewissen beruhigte. 
Merkwürdig, dachte er, wie leicht es ist, 
die Rolle eines Lebemannes zu spielen. — 
^.e-Vlrne sanz andere Rolle war ihm vom 
Schicksal zugedacht und das Spiel sollte gleich 
beginnen! 
Das Dienstmädchen kam hereingestürz! 
und flüsterte Frau Montre etwas zu. Die 
wurde leichenblatz und stand auf. „Um Wolter 
willen, mein Mann! — Er wollte morgen er) 
kommen. Wenn er Sie hier findet!" Sie raty 
die Hände. Laxer war erschrocken ausgeformt 
gen und sah verständnislos erst Frau Monte 
und dann das Dienstmädchen an, welches eit« 
frappante Aehnlichkeit mit Claire hatte. 
„Hier herein", schrie Frau Montre uni 
schob ihn in das anstoßende Zimmer, „und 
rühren Sie sich nicht. Er wird sie töten, er iii 
wahnsinnig eifersüchtig und jähzornig!" 
„Aber so erklären Sie ihm doch", — wml 
Laxer ein. 
„O Gott — o — Gott! Dazu lätzt et 
es gar nicht kommen. 3ch Bin verloren. Sprin¬ 
gen Sie vom Fenster hinunter. Retten Sie U 
und mich!" Damit schlotz sie die Tür. Lar« 
W M. um. Er befand sich in einem reizenden 
Schlafzimmer, dessen stilvolle, blau-weitze Ein¬ 
richtung unter gewöhnlichen Umständen sei« 
Interesse erregt hätte. Jetzt aber nur das eine, 
datz der einzige Ausweg durch das Fenstei 
war. Aber es waren mindestens acht Metei 
Tiefe! Höchstens der BlitzaBleiter Bot ihm 
Aussicht, auf einigermaßen ungefährliche Weis« 
hinunter zu kommen. Er zögerte noch, als et 
aber die Stimme des Mannes hörte: „Zun, 
Teufel, warum lätzt man mich so lange warten? 
~ Ah, wem gehört denn dieser Hut? 
Elende!!! Da entschlotz er sich schaudernd zili 
Flucht. Er schwang sich zum Fenster hinaus uni 
raunt war er in Sicherheit, da erschien über 
chnt am Fenster ein zorngerötetes Gesicht, da; 
chn wte eine Bulldogge anfletschte. Zu seinem 
Schrecken mutzte Laxer gar Bald die Entdeckung 
machen, datz das Drahtseil plötzlich aufhört- 
und immer noch eine respektable Distanz Bis 
zum Boden war. Das Brüllen des Mannes 
hatte eine Anzahl Leute aus den NeBengeBäu- 
den gelockt, die mit MistgaBeln und Knüttel» 
herzugeeilt kamen. Die verrückten Mensche« 
hetzen ihn gar nicht zu Wort kommen, sondern 
wogten mit chren ländlichen Mordwaffen. Und 
oben fuchtelte der erboste Ehemann mit seinem 
SaBel herum, den er Gott weitz woher ge¬ 
nommen hatte. 
, Nette Situation, dachte Laxer, der sich 
krampfhaft an dem Drahtseile festhielt. Da 
verschwand das Bulldoggengesicht am Fenstei 
und an semer Sette erschien händeringend, zer¬ 
rauft, Tranen im Auge, Frau Montre. 
. c”5te slnd verloren. Er ist hinunter und 
wird Sie erschtetzen!" iammerte sie in den höch¬ 
sten Registern ihrer Stimme. 
Datz der Mattn das ebensogut vom Fen¬ 
ster aus hatte tun können, fiel Laxer nicht 
weiter auf. Er klomm mit üBernatürlicher Be 
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