Volltext: Mitteilungen der American Relief Administration 1920 (1920)

Die Historie einer Eroberung. 
Hoover über sein Hilfswerk. 
Das Februarheft der großen, illustrierten Wochenschrift „Metropolitan“ 
brachte folgenden Aufsatz von Mr. Herbert Hoover: 
„Die Geschichte der amerikanischen Wohlfahrtsaktion in Europa, in der 
Kriegsepoche und der Folgezeit, ist die Historie einer Eroberung. Leutnant 
Gilchrist B. Stockten, der die Rettungs arbeiten der American Relief 
Administration European Children’s Fund in Österreich leitet, erzählte uns, daß 
jedes österreichische Dorf von etwa 100 unterernährten Kindern heute die 
amerikanische Flagge entweder auf dem Kirchturm oder auf dem Schulliause 
hißt. Diese Fahnen, von denen es schon tausende in Mittel- und Osteuropa gibt, 
und die alle von vielleicht nicht sehr geschickten, aber gewiß liebevollen 
Händen selbst verfertigt und mit vom Herzen kommender Dankbarkeit 
angebracht worden sind, scheinen mir einen äußerst günstigen Ausblick auf 
den Weltfrieden zu gewähren. 
Der Weg zum Herzen der Bevölkerung gewinnt ein Land wohl besser, 
als irgendeine militärische Aktion. Die rein ziffernmäßige Skizzierung der ameri 
kanischen Hilfeleistung wirkt zwar langweilig, aber man sollte bedenken, daß 
das im Geiste der Barmherzigkeit gegebene Brot einen gar eigenen Keim 
der Gärung in sich birgt. 
Die ärgste Katastrophe seit dem 30jährigen Kriege. 
Während der ersten neun, dem Waffenstillstände folgenden Monate 
lieferte die American Relief Administration den europäischen Regierungen 
mehr als 3,500.000 Tonnen amerikanischer Lebensrnittel mit einem ungefähren 
Wert von 800,000.000 Dollars. Dies geschah als erfolgreiche Bemühung, die 
ärgste Hungersnot hintanzuhalten, der schlimmsten Katastrophe, von der die 
Welt seit dem Dreißigjährigen Kriege bedroht war. 
Amerikas Hilfswerk in 13 europäischen Staaten. 
Seit dieser Krise hat die Organisation der American Relief Administration 
European Children’s Fund in 13 Ländern ungefähr 33,000.000 Dollars in eigens 
aus Amerika gesandten Lebensrnitteln verteilt. Diese bedeuteten buchstäblich 
die Rettung von Waisen, Unterernährten und Verwahrlosten, die keine "andere 
Möglichkeit der Hilfe vor sich sahen. 
In der Kriegszeit und seit dem Waffenstillstände hat die Organisation, 
für deren Tätigkeit ich verantwortlich ? bin, ungefähr 
12 Millionen europäischer Kinder 
mit Hilfe amerikanischer Mittel unterstützt. Auf dem Höhepunkt ihrer Be 
mühungen im Jahre 1919 angelangt, speiste die American Relief Administration 
allein gegen 6 Millionen Kinder, und gegenwärtig liefern die amerikanischen 
Organisationen, welche sich in neuerer Zeit um das europäische Unterstützungs 
komitee (European Relief Council) scharen, Lebensmittel, Kleider und 
Arzneien an etwa 3% Millionen Menschen. Diese Zahl darf vor der 
Ernte des Jahres 1921 nicht wesentlich eingeschränkt werden, wenn schwere 
Folgen vermieden werden sollen. 
Rückblick auf den Beginn der Aktion in Belgien und Frankreich. 
Die amerikanischen Bestrebungen begannen, wenn ich deren Historie 
skizzieren soll, im Jahre 1914 mit der Schaffung einer Unterstützungskommission 
für Belgien. Unsere Landleute lieferten einen großen Betrag der 50 Million en- 
Spende, die während des Krieges zur Unterstützung Belgiens und der okku 
pierten Gebiete in Nordfrankreich gesammelt worden war. Doch erst nach dem 
Waffenstillstände wurden wir um die Höchstleistung unserer Hilfe gebeten, 
die wir bieten konnten. Kaum war der Waffenstillstand unterzeichnet, hat mich 
unser Präsident nach Europa entsendet; Unterstützungsaktionen im großen 
Maßstab sollten geleitet werden. Am 1. Dezember 1918 wurde die „Ameri 
can 'Relief Administration“ in Paris errichtet. Sie bekam den 
Auftrag, die 135.000 Tonnen Lebensrnittel, welche für die Armee über See 
geschafft worden waren, zu verteilen. 
Das Mandat der Alliierten an Amerika. 
Ermächtigt durch den obersten Wirtschaftsrat („Supreme Economic 
Council“), welchen die Verbündeten im Zusammenhange mit der Pariser
	        
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