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Inn aufgetreten sein. Daraufhin wurden sofort die Inn-
brücken gesperrt und es wurde den Fischern verboten, die
Uebcrfuhr über den Fluß zu besorgen. „Zu einem mehreren
Schröcken" wurde am Innufer zu Reichersberg ein Schnell¬
galgen errichtet. Dort sollte der Fischer, der es wagen wollte,
gegen das Verbot zu handeln, sofort gehängt werden. In
gleicher Weise wurde, die Ueberfuhr bei Reitenhaslach ober¬
halb Burghausen eingestellt. In den Städten ruid Märkten
mußte die genaueste Paßbesichtigung vom Gerichtsschreiber
und mehreren Ratsbürgern durchgeführt werdend Da auch
eine Getreidesperre bevorstand, kaufte der Markt Ried noch
genügend Getreide für die armen Leute ein^).
Am schwersten war die Absonderung der Erkankten
zu erreichen. Die Regierung hatte zwar die Errichtung
eigener Däuser für die pestkranken gefordert. Es gab auch
solche, z. B. in Gstermieihing, ferner in Sauldorf bei Airch-
berg. Der Pestgeistliche Riernsamt in Gstermieihing berichtet
hierüber: „Ein LazarettHaus ist zwar wohl abhanden
(= vorhanden), wird aber solches von den allhiesigen wider¬
spenstigen Leuten hart oder gar nit betreten werden . .
Einen noch ärgeren Widerstand leisteten die Bauern
gegen die Forderung, daß „die in der Pfarre Ostermiething an
verdächtiger Arankheit verstorbenen Personen fürohin keines¬
wegs mehr in die Airchfreidhöfe, sondern in die vor Jahren
unweit Tarsdorf pro infectis (— für die an ansteckender Arank¬
heit Verstorbenen) geweihten Freidhöfe ohne Einsegnen be¬
graben" werden sollen.
Der Grund für diese Verordnung ist leicht einzusehen.
Es sollte dadurch jeder Verschleppung der Arankheit vor¬
gebeugt werden. Doch das Volk hatte entschieden das
Empfinden, daß die ohnehin durch die schnelle und schmerz¬
hafte Todesart schwer Gestraften auch noch der Ehre des
alten rechtmäßigen Begräbnisses beraubt würden.
Der Unwille kam zum Ausbruch, als der Leichnam
des „Pestkaplans" Josef Aichpointner auf Befehl des
!) vgl. für Ried: Heimatkunde, VIIL, 50.
2) Meindl, Geschichte der Stadt Ried, S. *22.