Volltext: Heimatkunde 6. Heft (6. Heft / 1913)

Folgezeit die fast unbestrittenen Herrscher des deutschen 
Reiches blieben, so konnten die Wittelsbacher und mit 
ihnen die Bayern nie vergessen, daß auch aus ihrem Ge- 
schlechte sich Männer berufen fühlten, die Hand nach dem 
Szepter und der Krone des Reiches auszustrecken. 
Nicht immer war es jenes große Ziel — der Kampf 
um die Vorherrschaft in Deutschland —, der die beiden 
Herrscherfamilien entzweite. Der Streit um einen kleinen 
Fleck (£tbehat auch oft genug Anlaß zu großen Wirren 
gegeben. Besonders die Zeit von J700 bis \800 war reich 
an derartigen Kämpfen. Das eine Mal liegt die Ursache 
im fernen Spanien, das die Habsburger erben sollen und 
das ihnen die Wittelsbacher nicht voll und ganz vergönnen 
können. Denn sie fühlten sich in mehr als einer Einsicht 
zurückgesetzt. Das andere Mal ist es der Kampf um Oester- 
reichs Bestand, der Kampf um die Erbfolge in den Donau- 
ländern, der die Bayern auf österreichischen Boden lockte. 
Und nachdem Gesterreich siegreich aus diesen Kämpfen her- 
vorgegangen war, streben umgekehrt die Oesterreicher einige 
Jahrzehnte hernach unter Kaiser Josef II. den Besitz 
Bayerns an. Sie wollen den Keil, den der Deutsche in das 
Völkergewirre an der Donau weit nach Osten hinein- 
getrieben, nach rückwärts verbreitern, ihn stärken und kräf- 
tigen. Und es wäre gewiß von unabsehbaren Folgen für 
uns Deutfchösterreicher gewesen, wenn das bayrische Gebiet 
vom Böhmerwald bis zu den klaren Fluten des Bodensees 
unser geworden wäre. Nimmer mehr wären wir so leicht 
von der Vorherrschaft in Gesterreich zu verdrängen gewesen. 
I. 
Wir wollen diesen Gedanken nicht weiter verfolgen, 
sondern ein ganz kleines Stück aus dem Kampfe heraus- 
greifen, den wir gewöhnlich als spanischen Erbfolgekrieg 
bezeichnen. Der Kampf hatte in Italien mit dem berühm- 
ten Alpenübergange des Prinzen Eugen im Jahre \7CH 
begonnen und war durch zwei Jahre glücklich fortgeführt wor- 
den, so daß die Oesterreicher in Oberitalien eine vorteil- 
hafte Stellung behaupten konnten. Erst das Jahr ^703 be-
	        
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