Volltext: Heimatkunde 4. Heft (4. Heft / 1911)

Der Teufel ging in früheren Zeiten überhaupt mehr um als heutzutage.^) 
Besonders liebte er es, in Gestalt eines schwarzen Hundes sich den Menschen 
zu zeigen^) — natürlich nur nachts. Wenn der alte Brandstätter (1. Hälfte 
des vorigen Jahrhunderts) von Andrichssurt nach Wiesenberg (Taisk.) nachts 
heimging, so erschien ihm immer, wenn er in der Au über das Stieg! stieg, 
links ein Stier, rechts ein Hund; Brandstätter fürchtete sich aber nie, weil er 
wußte, daß die Erscheinung nur kurze Zeit daure. — Auch der alten Rein- 
talerin (Taiskirchen) begegnete, als sie einmal zur Rorate ging, gleich zu Be- 
ginn des Waldes ein schwarzer Hund mit glühenden Augen; weil ste ihn aber 
nicht fürchtete, konnte er ihr nichts anhab>n. An dieser Stelle steht seither ein Kreuz. 
Der Teufel nahm aber auch schwarze Hunde gern mit sich. So hatte 
ein Bauer in Altmannsdorf (Taisk.) kohlschwarze Hunde und so sicher er ste 
auch verwahrte, oft riß ste der Teufel nachts los, nahm sie mit und erst nach 
einigen Tagen kamen sie mager und abgehetzt zurück"). 
Auch Menschen entführte der Teufel nicht selten. Die Näherin Kathl 
am Kirnerhaus za Rabler (Andorf) nähte einmal am offenen Fenster und 
wurde dabei vom Teufel fortgeführt. — Der alte Müller zu Aspach (Tais- 
Archen) verschwand, ohne daß man wußte, wohin; seither glaubten viele, es 
spuke im nahen Kuhdoblerholz. Der Teufel Toni in Kainzing (Tais- 
kirchen) fand einmal beim Futtcrfchneiden einen Zettel, aus dem eine Teufels- 
beschwörung stand. Als er ste nichtsahnend las, hörte er am Stadeltor 
klopfen; Toni trat hinaus und mußte dabei durch die Tropfen, die von den 
Dachröhren herabfielen, wodurch erst ermöglicht ward, iaß ihn der Teufel, 
der in Gestalt eines Jägers vor dem Tore stand, mitnehmen konnte. Toni 
wehrte sich, riß alle Zannsprießl dabei aus — aber der Teufel blieb Sieger 
und führte ihn durch Dornen, Gebüsche ?c. bis auf die Jnnbrücke in Schärding, 
dort mußte er ihn absetzen, da seine Kraft nachließ: es läutete nämlich das 
Ave-Glöcklein. Dort auf der Mitte der Brücke steht ja heute roch das Kreuz. 
— Eine andere Version sagt, der Teufel habe den Toni bis zum sogenannten 
Kirner Kreuz (gleich ober Kainzing) geführt, wo er ihn losgelassen hättet) 
Der Zettel, den dieser Teufel-Toni fand, war vielleicht ein Teil des 
Kolmanisegens; denn der Binder aus der Hocheben (Taiskirchen) hatte 
einen solchen Sezen, den aber seine Kinder einmal zufällig erwischten und 
lasen; augenblicklich füllte sich die Stube mit Raben; als der Binder erschien, 
erkannte er sofort die Ursache, begann den Segen von rückwärts nach vorne 
zu lesen und die Raben verschwanden wieder. 
Einem, der nachts durch den kleinen Fiecht (Wald in Taiskirchen) ging, 
erschien der Teufel in Gestalt eines brennenden Bettes; als der so Geschreckte 
einen Rosenkranz in das Bett warf, war der Spuk gar. Ein Kreuzbild, das 
dort bis vor kurzem noch stand, vergegenwärtigte den Inhalt dieser Sage. 
Jetzt steht ein Christusbild dort. 
i) Teufel'ssagen siehe noch: Sammler (Schärding) 1909. Nr. 2. Rieder 
Sonntagsbl. 1909. 6. Juni (3 Sagen). Heimat (Schärding) I. S. 5,20; Sieß. 
Sagen aus dem oberen Mühlviertel; Rohrbach 1397. Unterh.-Beil. d. Linzer Tagesp. 1907. 
Nr. 3. (Aus Naarn.) 
2)Vgl. Heimat. I. S. 20. 
3) Vgl. auch S ammler (Schtnding) 1909, 2 (aus Schweikersreut), ferner Rieder 
Sonntagsbl. 1909. 6.Juni. Sage Nr. 4 aus Osternberg. 
4) Vgl. Rieder Sonntag sb l. 1909. 6. Juni. (Sage Nr. 8).
	        
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