Volltext: Heimatkunde 2. Heft (2. Heft)

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Einfluß, den die französische Gartenkunst gegen Ausgang des 17. Jahr¬ 
hunderts auf Deutschland ausübte. Muster war der Gartenpark zu Ver¬ 
sailles (1660—1681). Dort „stellte der Garten eine Fortsetzung des Palastes 
ins Freie, eine Flucht von Sälen, Kabinetten und Korridoren dar, deren 
Wände von Wald und Busch, deren Estrich von Rasen und Blumenbeeten 
gebildet wurden. Großartig wirkten weite Perspektiven, belebend die stehenden, 
fließenden und springenden Gewässer." 
Schon durch diese spärlichen Angaben wird man an den früher geschil¬ 
derten Schloßpark von Aurolzmünster erinnert, der jedoch sein nächstes Vorbild 
in dem 1864 begonnenen Schleißheimer Garten bei München hatte. 
Der französiche Gartenstil war aber allzu stark gekünstelt, um nicht eine 
Rückwirkung hervorzurufen. Diese kam mit der Einführung des englischen 
Stiles, der von dem Grundsätze ausging, daß der Park ein Stück Natur sein 
müsse. Die runden Bassins, die Kaskaden über Marmor wurden gemieden 
und das Wasser in gewundenen Bächen durch den Park geführt. Diesen Stil 
brachte in Bayern der süddeutsche Gartenkünstler Ludwig von Sckell zur 
Blüte, der anfangs des 19. Jahrhunderts den Auftrag erhielt, den Nymphen¬ 
burger Garten in einen englischen Park umzugestalten. Der Meister schuf ein 
Gartenblld, das heute noch jeden Besucher entzückt. Und wer kennt nicht den 
„englischen Garten" in München, den der gleiche Meister in jener Zeit auf 
dem bisher öden Boden der Isar geschaffen hat! 
Für die Erforschung der Obstbaumkultur des Jnnviertels seit dem 
Mittelalter bieten uns die Urbare (Verzeichnisse der Güter und ihrer Dienst¬ 
leistungen) wichtige Anhaltspunkte, wie das Urbarbuch des fürstl. Kastens 
Burghausen 1581. Eine planmäßige Bearbeitung dieser Quelle würde über 
die Beschaffenheit und das Aussehen unserer Gegend im 16. Jahrhundert 
manche Auskunft geben. Wer eine Ortsgeschichte abfassen will, vergesse nicht, 
diese Arbeit für den betreffenden Ort zu lelsten. Ein Beispiel: Auf den her¬ 
zoglichen Gütern zu Moosbach werden ein Urbar (1581) 11 Baumgärten 
angeführt, die aber nur 52 nutzbare Bääme enthielten, ein Zeichen, daß auf 
diesen Gütern die Obstkultur wenig gepflegt worden ist. 
Dagegen war die Kultur der Obstbäume auf dem flacheren Boden der 
Gemeinde Weng viel besser als in Moosbach entwickelt. Im ganzen werden 
25 Baumgärten angeführt; 19 davon enthielten 410 nutzbare Bäume. Die 
am besten gepflegten Baumgärten waren bet den vier Gütern zu Hauserding 
und Riedlham, von denen zwei je 30 und zwei je 40 Bäume enthielten, 
ferner zu Burgstall mit 35 Bäumen. 
In Mining aber treffen wir neun Baumgärten mit nur 64 nutz¬ 
baren Bäumen. 
Unsere Aufgabe wäre es, statitisch die Verbreitung der Obstbaumzucht 
bei den verschiedenen Gutsherrschaften (in den drei genannten Fällen sind 
nur herzogliche Güter gemeint) des Jnnviertels festzulegen. 
Im Anschlüsse daran sei ein Bericht abgedruckt, den Obergärtner Wen¬ 
delin Buggele in St. Martin eingesendet hat. 
Am Ausgange des 18. Jahrhunderts war für das Jnnviertel die Obst¬ 
baumschule zu Frauendorf bei Vilshofen (Niederbayern) von Bedeutung. 
Die Innviertler Obstbaumzüchter standen mit ihr in Geschäftsverbindung, da-
	        
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