Volltext: Heimatkunde 2. Heft (2. Heft)

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6. Gartenbaukunst'). 
Unsere Gartenkultur nahm ihren Ausgangspunkt vom sogenannten 
^Hausland", einem Nutzboden, den man schon im Zeitalter der Rodungen 
an der Hofstätte durch einen Zaun absonderte. Dieses Stück Land bearbeitete 
man nicht mit dem Pfluge, sondern mit einem schon zur Zeit der Germanen 
benützten landwirtschaftlichen Geräte, dem Spaten (Haue oder Schaufel). 
Das HauSland wird durch sorgfältigere Pflege allmählich zum Garten, 
d. i. umzäunter Raum. Aber welch ein Unterschied herrschte das ganze Mittel¬ 
alter hindurch zwischen den verschiedenen Gärten! Wie ganz anders sah der 
Garten des Bauern gegenüber dem Burg» und Klostergarten aus! Ein 
Rasenstück mit ein paar Obstbäumen und einigen Kraulpflanzen mit einem 
Zaun umgeben — das war der Bauerngarten. 
Nicht gar viel reicher war der Burg garten auf hochragendem Schlosse, 
wo nur für ein paar Blumenbeete Raum blieb. Besser jedoch wurde der 
Schloßgarten in der Ebene ausgestattet. Ueberhaupt sind die Gärten inner¬ 
und außerhalb der Burg voneinander zu scheiden. Während erstere klein 
sind — meist Wurzgärten (für Küchen» und Heilkräuter) —, waren die außer¬ 
halb der Burg gelegenen Gärten umfangreich, so daß z. B. große Feste ge¬ 
feiert, reich geschmückte Pavillons errichtet und bunte Zelte aufgeschlagen 
werden konnten, wenn man nicht alle Gäste innerhalb drr Burg unterzu¬ 
bringen wußte^). 
Aus dem Jnnviertel sind uns nur wenige Beispiele erhalten, die uns 
über das Aussehen der Burggärten berichten. Im Rechnungsbuche deS 
Dr. Peter Paumgartner, der im Jahre 1508 das Schloß Alaunstein a. I. 
(Gemeinde Mining) erworben hatte, lesen wir, daß er (1516) für den 
Zwinger (eingeengter Raum der Vorburg oder auch eigentlichen Burg) 26 Pelzer, 
darunter für Marillen- und Maulbeerbäume, im Jahre 1518 aber 30 Wein¬ 
stöcke hiefür erworben hat. 
Eine höhere Stufe erreichte der Kloster garten. Die Mönche waren 
schon in den frühesten Zeiten infolge ihres Zusammenhanges mit dem garten¬ 
reichen Italien imstande, Musterzärten auf deutschem Boden anzulegen. In 
ihnen zeigen sich schon die Anfänge einer Gartenkunst, das heißt, die 
Mönche legten den Garten nicht nur nach praktischen, sondern bereits nach 
schönheitlichen Gesichtspunkten an. Doch blieb es im Mittelalter nur bei den 
Anfängen. Die weitere Ausbildung in dieser Hinsicht erfolgte erst im 
16. Jahrhundert. 
Die deutschen Gärtner ahmten seit dieser Zeit die großartigen Vor¬ 
bilder des Auslandes nach wie die italienischen, französischen und englischen. 
Zunächst entstanden auf deutschem Boden am Beginne des 17. Jahrhunderts 
Lustgärten nach dem Muster der italienischen Renaissancezeit. Diese Nach¬ 
ahmungen waren aber meist kleinlich und phantasielos. Viel größer war der 
*) Die folgenden Ausführungen schließen sich an das Buch des Passauer Lyzeal- 
rektors I. Wimmer, Geschichte des deutschen Bodens mit seinem Pflanzen- und Tierleben 
von der keltisch-römischen Urzeit bis zur Gegenwart (Halle 1905, 475 S.) an. Dieses Buch 
faßt die Resultate der größeren Spezialarbeilen gemeinverständlich zusammen. 
2) Vgl. Cori, Bau und Einrichtung der deutschen Burgen im Mittelalter mit Be¬ 
ziehung auf Oberösterreich. 32. Musealjahresbericht Linz. S. 32 f.
	        
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