Volltext: Heimatkunde 1. Heft (1. Heft)

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47. AuS dem Rieder Handwerksleben. 
1. 
R.chnungen, die alljährlich von den einzelnen Innungen aufgestellt zu 
werden pflegten, haben sich aus älterer Zeit nur sehr wenige erhalten. Sie 
würden uns Jahr für Jahr ein anschauliches Bild von der Ausdehnung und 
dem inneren Leben einer solchen Zunft geben. Wir müssen uns aber mit 
wenigen Ueberresten, die der Zufall uns aufbewahrt hat, begnügen. 
Aus der Zeit des Ausganges des 16. Jahrhunderts hat sich eine „Rech« 
nung eines ehrsamen Handwerkes derSchuhmacher-ZecheundBruder« 
schaft zu Ried" erhalten, die von den beiden Zechleuten Georg Oberhamer 
und Hans Hölhamer, beide Schuhmacher, und dem Mitglieds des äußeren 
Rates Siegmund Aigner als Zugeordneten der Herren und Brüder im 
Jahre 1599 aufgenommen wurde'). 
Die Jahreseinnahmen setzten sich zusammen aus dem Jahresschilling, 
den die Brüder und Schwestern der Bruderschaft, die Rieder und Gäu- 
Schuhmacher zu zahlen hatten (4 fl. 7 Schilling, 6 Pfennige); aus dem Be- 
leuchtungs-, Todfall» und Zustandsgelde (letztere waren zu zahlen beim Ab» 
leben eines Meisters und bei der Uebernahme des Geschäftes durch den 
Sohn); ferner aus den Strafgeldern und der Michaeli« und Georgistift. Im 
abgelaufenen Jahre 1598 hatte der Brauer Wolf Tanninger für seine ver» 
storbene Hausfrau 1 fl. an Beleuchtungsgeld für die Schuhmacherkapelle ge« 
zahlt. Strafen wurden verhängt wegen Versäumnis beim Opfer und «egen 
Nichtbeachtung der Jnnungssatzungen. In 11 Fällen hatten Meister beim 
Opfer gefehlt, in 6 Fällen gegen die Satzungen des Handwerkes gehandelt. 
Die Strafen wurden nach der Größe des Verschuldens verhängt: Für das 
Versäumen des Opfers mußten 12 Pfennige erlegt werden; bei einem Hand- . 
Werkshandel wurde um einen Viertung, ein halbes oder ein ganzes Pfund 
Wachs gestraft. Am häufigsten wurde in diesem Jahre der Meister Abraham 
Anndtlinger betroffen, der kein besonders williges Mitglied der ehrsamen 
Schuhmacher-Jnnung gewesen zu sein scheint. 
Die Michaelistift lastete entweder auf einigen auswärtigen Gütern (zu 
Hofing, Frauenhueb, Aich und Piret; zusammen 10 fl. 2Schillinge. 17 Pfennige) 
oder auf Bürgerhäusern in Ried (28 fl. 4 Schillinge, 17 Pfennige und 
1 Heller). 
Die gesamten Einnahmen betrugen 63 fl. 15 Pfennige und 1 Heller. 
Sie wurden während des Jahres bis auf einen geringen Rest wieder ver« 
braucht. Der Marktschreiber schrieb auch die Rechnung der Innung. Die 
Rechnungslegung und das Anhören durch die Marktkommissäre und die 
Handwerksgenossen erfolgte am Fronleichnamsfeste, wobei beim üigner eine 
Zehrung stattfand. 
Die Schuhknechte beteiligten sich mit Kerzen an der Fronleichnams« 
Prozession und bekamen hiefür eine Morgensuppe. Den Pfeifern, die beim 
Umgange benötigt wurden, zahlte die Innung 4 Schillinge. 
') Bestimmt für die kulturhistorische Abteilung der o.-ö. Landes-Handwerker-Ausstellung 
in Linz. Sie wurde vom Herrn Bezirkshauptmann v. Planck uns gütigst übermittelt.
	        
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