Volltext: Heimatkunde 1. Heft (1. Heft)

herab. Im Friedhofe lagen die Leute kraftlos und halbtot. Vier Personen 
waren tot, andere in den letzten Zügen. Die Geistlichen bereiteten im Freien 
die Sterbenden zum Tode vor. Die Bader waren mit Aderlassen und Bein- 
einrichten beschäftigt; denn Achseln, Rippen, Füße und Arme waren vielen 
gebrochen. Zum Schlüsse wird der Pfarrpatron St. Lorenz angerufen, damit 
er künftig die Pfarre vor solchem Uebel bewahre. Die verschwommene Er- 
innerung an diese Katastrophe hat sich in der Bevölkerung auch in der Be- 
sorgnis erhalten, daß die Kirche einmal während des Gottesdienstes ein- 
stürzen werde. 
Altheim. Wilhelm Wachberger. 
37. Der Ortsname Degl. 
Der Ortsname Degl (Weiler, auf dem Schwemmlande der vereinigten 
Bäche Oberach und Breitsach bei Ried erbaut) ist, wie seine Zusammensetzungen 
Begleiten und Deglmüller zeigen, von einem Eigennamen abzuleiten, 
und zwar nach Förstemann, Namenbuch S. 392, aus der ursprünglichen Form 
Dagalo, die auch als Dagilo bezeugt ist. Durch die Einwirkung des „i" lautete 
a zu e um. So entstanden aus Dagilo Degel und Degl. K. Sch. 
„Tegel" bedeutet ferner, wie es noch heute im Dialekte gebraucht wird, 
Lehm und Mergel. Demnach wäre die Bezeichnung herzuleiten von der Boden- 
befchaffenheit: Die Mühle im Degl. 
Nebenbei sei bemerkt, daß von einigen Forschern auch der bekannte 
Name Tegernsee von der adjektivischen Form „degern" abgeleitet wird. Es 
wird eine ursprüngliche oder Nebenform zum heutigen Tegel angenommen, 
die althochdeuisch tegar, dann deger lautete. Dieser Name würde ebenfalls 
auf einen Mergelboden hinweisen, der einen hervorragenden Bestandteil der 
Tegernseer Alpen bildet. 
Der gleiche Hinweis ist enthalten in dem viel genannten Namen S ch l i e r s e e. 
Das mittelhochdeutsche Wort „fiter" bedeutet Lehm, Schlamm. 
Ist die Ableitung des Wortes Tegernsee richtig, so wäre die ausfallende 
Tatsache gegeben, daß zwei benachbarte Seen nach der Bodenbeschaffenheit 
benannt worden wären.') 
38. Das Schloß Wegleiten und seine Besitzer. 
In Nummer 6 unserer Veröffentlichungen wurde dargelegt, daß die 
älteste Ansiedelung von Ried aus dem Boden der Ortschaft Wegleiten jen- 
seits des Bahnhofes erbaut war. 
Im folgenden wollen wir kurz zusammenfassen, was wir über das 
Schloß Wegleiten wissen. Nachdem die Ansiedelung daselbst durch die Bildung 
eines neuen Marlies am Fuße des Schloßberges Ried mehr und mehr in 
Versall geraten war, hören wir in der späteren Z^it zunächst von einem 
Land gute (erwähnt im Jahre 1140), das in einen Edelsitz umgewandelt 
wurde. Wahrscheinlich geschah dies am Ausgange des 13. Jahrhunderts durch 
das Geschlecht der Aham auf Neuhaus (bei Gurten). Denn damals be- 
gannen die Beziehungen der Ahamer zum Markte Ried inniger zu werden. 
') Vgl. darüber Riezler, Die bayerischen und schwäbischen Ortsnamen auf-ing und 
-ingen als historische Zeugnisse. München 1909.
	        
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